Heft 
(1956) 2
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J. A. REPFERT/A. HOPPE

DAS GÜLITZER BRAUNKOHLENREVIER

Im nordwestlichen Teil der Prignitz, unweit der Dörfer Vahrnow und Gülitz, liegt ein kleines Gebiet, das sich äußerlich schon von dem der Prignitz üblichen Landschaftsbild abhebt. Trichterförmige Vertiefungen sind bezeichnend für das Bruchfeld des Gülitzer Braunkohlenreviers.

Uber die Entdeckung der dortigen Braunkohlenvorräte ist folgendes bekannt: Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ließ der derzeitige Besitzer, Rittergutsbesitzer Hansen, auf demPlaggried eine Viehtränke graben. Dabei fand der Tagelöhner Johann Pröpper eine ihm seltsam erscheinende Schwarze Erde, wie er sie noch nie gesehen hatte. Nach Feierabend nahm er ein Sacktuch voll dieser Erde mit nach Hause, um sie seinem Herrn zu zeigen. Er traf aber nur Hansens Tochter Ottilie an, der er seinen Fund Braunkohle, wie sich später herausstellte übergab. Als Belohnung bekam er ein paar Scheffel Erbsen.

Der Besitzer ließ nun seine Leute richtig nachgraben, ob es sich auch um ein zusammenhängendes Kohlenfeld und nicht nur um einzelne sogenannte Nester handelte. Bald stellte sich heraus, daß dort ein Kohlenlager von solcher Mächtigkeit war, daß sich der Abbau lohnte.

Nach längeren Verhandlungen wurde das Mutungs- oder Schürfrecht er­worben. Hauptbeteiligter war unter anderem die Firma Herz, Ölmühle Wittenberge. Hansen selbst war' zwar auch Mitinhaber, erhielt aber außer­dem eine größere Summe Geldes als Oberflächenentschädigung. Die damals erworbenen Mittel befähigten Hansen, der sehr unter Geldschwierigkeiten litt, seinen Gutshof in Gülitz au:zubauen. Seine Tochter Ottilie aber gab den Namen für die nun entstehende Kohlengrube. Ottiliengrube ist heute noch in der ganzen Prignitz bekannt.

Als man jetzt das ganze Gebiet systematisch nach Kohle abbohrte, fand man, daß nicht nur die Kohle imPlaggried, sondern auch am Gülitz- Brescher Weg und auf Wüsten-Vahrnower Gebiet sehr flach stand. Man konnte sie also im Tagebau fördern.

Geschulte Kräfte, Bergleute aus Schlesien, wurden angeworbsn und unter ihrer Anleitung ging man mit fieberhafter Eile an die Freilegung der Kohle. Der Abbau der Kohle ging so vonstatten, daß berufsmäßige Hauer die Kohle mit der Spitzhacke losschlugen, während sie von angelernten Karrern mit Grubenkarren auf Bohlen aus der Erde gebracht wurde. In kleineren Halden wurde die Braunkohle getrocknet.

Die Qualität der Kohle war gut, reichlicher Absatz vorhanden, so daß

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