„DAS KULTURGESPRÄCH«
Zuschriften unserer Leser
KARL-HEINZ KUHN
Zum Problem Kunsterziehung
Wenn wir das Problem Kunsterziehung betrachten, ergibt sich zunächst die Frage: Was verstehen wir unter Kunst und Kunsterziehung?
Die Kunst ist Ausdruck der weitest- und bestentwickelten, fortgeschrittensten Menschen der jeweiligen Zeitepoche. Der Künstler mußte dem Fortschritt dienen, sonst wäre keine kulturelle Entwicklung möglich gewesen. Die Kunsterziehung ist eine alte Forderung des Volkes. Das Volk hat ein Recht auf die Kunst.
Wie wird unser Arbeiter-und-Bauern-Staat dieser Forderung gerecht? Nach dem letzten Weltkrieg begannen wir unseren Staat aufzubauen. Wir mußten uns von faschistischen und chauvinistischen Auswüchsen des Naziregimes befreien und von der Verneinung des Lebens in der Kunst, einem Einflußmittel der Imperialisten für ihre verbrecherischen Ziele. Das Ziel unserer Kunsterziehung wird durch unseren Präsidenten Wilhelm Pieck mit folgenden Worten ausgedrückt: „Wir erstreben, daß das deutsche Volk in allen seinen Schichten durch die Entfaltung aller seiner Kräfte, durch eine gediegene Erziehung und Bildung befähigt wird, einen verständnisvollen und beglückenden Anteil an dem zu nehmen, was die hervorragenden Künstler unserer Tage und die großen Meister der Vergangenheit, was die großen Genien der Menschheit an unsterblichen Werken hervorgebracht haben.“
Bei uns ist der Zeichenunterricht und die Kunstbetrachtung ein wichtiger Bestandteil in der Bildungs- und Erziehungsarbeit. Sinn und Gefühl für wahre Kunst zu schaffen und gleichzeitig zu eigener, schöpferischer Tätigkeit anzuregen muß der Hauptinhalt dieses Unterrichtsfaches sein. Die Kinder sollen das Ringen des Künstlers um Form und Ausdruck kennen lernen. So ist die Kunsterziehung ein Mittel, die Welt richtig zu begreifen und die Natur und ihre Schönheit zu erkennen. Dadurch werden die Kinder zu selbständig denkenden und handelnden Menschen erzogen.
Wie gber sieht die Umwelt aus, die die jungen Menschen außerhalb der Schule nicht unwesentlich beeinflußt? Das Neue wird von ihnen gierig aufgenommen und verarbeitet. Sie vermögen noch nicht Kitsch von Kunst zu trennen, Unechtes von Echtem zu unterscheiden.
Kitschiges Spielzeug, erotisch anregende Kleinplastiken, Verniedlichungen und „gewollte Kunst“ aller Art wird noch so häufig in unseren Geschäften
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