WALTER BREDTHAUER
Aus den Ursprungstagen der ländlichen Schulen in Berge und Umgebung
Über 350 Jahre bestehen die Schulen in Berge und seiner Umgebung. Wohl kaum einer weiß etwas von ihrer Tradition. Dieses Blatt soll Licht in die jungen Tage unserer Schule tragen.
1600 erhalten wir die erste schriftliche Notiz: „In der Kirchenmatrikel ist dem Küster zu Berge das Schulgeld bestimmt, das er dafür haben soll.“ *573—1580 waren nach der Konsistorialordnung Joachims II. die ersten Küster und Schulhalter erschienen. Der Küster war ein Angestellter der Kirche und Kirchendiener. Damit hatte er ein dreifaches Amt zu übernehmen:
1. Kirchendienst zu leisten: Kirche und Abendmahlsgeräte zu säubern, den Klingelbeutel zu tragen, die Glocke zu läuten und zu schmieren, die Kirchenuhr zu fetten und zu stellen,
2. die lutherische Lehre im Katechismusunterricht zur Volkslehre auszuweiten,
3. der Jugend das Lesen in der Bibel, das Beten und das Singen von Chorälen beizubringen.
Aus diesem Grunde finden wir den ersten nachweisbaren Küster zu Berge bei einer treffenden Gelegenheit: ,,Am 10. September 1669 hat der Prediger Antrea Schertzen Greta Schröder durch den Küster Nikolaus Röhmke zu Berge hinsingen lassen, weil Prediger in Wittstock war.“ Dieser Nikolaus Röhmke starb 1676 in betagtem Alter. Er war Schneider, Kirchendiener und Schulhalter zugleich. Die „Schneiderprofession“ brachte wenig ein, da schon zwei Schneider ortsansässig waren. Das Schulgeld, das wöchentlich mit 6 Pf sollte von den Schulkindern dem Küster ausgehändigt werden, kam ebenso selten ein wie die Brote, Würste und Eier, welche ihm zustehen sollten. So blieb als sicherste Erwerbsquelle das Geld aus dem „Kirchenärario“. In das Jahreseinkommen von 62 Thalern und 22 Groschen waren eingerechnet:
1 Thaler für Stellen, 2 Thaler 10 Groschen für Reinigen der Turmuhr,
Kindtaufe 1 Groschen, ohne Mahlzeit 3 Groschen,
für eine volle Leiche 6 Pf, für eine simple 2 Pf,
bei Trauung 6 Pf, bei Privatcommunion 1 Pf,
für Gebet 3 Pf.
Ohne Vorbildung und bei primitivstem Stand des Wissens versahen die Küster ihren Schuldienst. Uber Sommer wurde sechs Wochen hindurch nur zwei Stunden über Mittag unterrichtet. Im Winter waren es täglich fünf Stunden. Die Eltern brauchten ihre Kinder zur Feldarbeit und zu
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