Hütezwecken. Aus dieser Einstellung waren sie der Schule und dem Küster höchst feindlich gesonnen: „Schulfreunde sind nicht. Auch unter den Hunderten in der ganzen Parochie ist nicht einer. Da nicht ein Gebildeter unter ihnen, so nimmt auch niemand ohne Zwang tätig teil am Schulwesen.“ (1815). Die Klagen über katastrophalen Schulbesuch und über die Halsstarrigkeit der Gemeinde reißen nie ab.
Das Schulhaus war ein strohdachgedecktes Fachwerkhaus, das schon äußerlich mit dem Grundstück von Kirche und Pfarrhaus verbunden war. Die wenigen Räume im Küsterhause zwangen dazu, die Kinder im Wohnzimmer der Familie zu unterrichten, da erst 1812 Wohn- und Lehrzimmer getrennt werden. Auf 19 '/, qm fanden 40—50 Kinder nur stehend Platz. Deshalb heißt es in Hülsebeck: „Und sie standen alle um seinen Tisch.“ In Berge war bis 1812 nichts „als einige Bänke“. An Lehrplan, Tafeln, Heften, Büchern und Methodik mangelt es bis 1815 gänzlich. Der einzige Lehrstoff |st in Bibel, Katechismus und Gesangbuch verankert. Der Stock sorgt für Ruhe. So heißt es über die Schule in Schweinekofen 1818: „Sie ist ganz gewöhnlich nach dem alten Schlage. Es wurden soviele Gebete gebetet als Schüler da waren. Sie wußten aber nur wenige auswendig. Hierauf wurde das Evangelium stille übergelesen, wobei der Lehrer müßig blieb. Das Aufschlagen der Bibel ging gut. Den Katechismus wußten die Kinder gut auswendig. Beim Lesen lasen vier und vier im Chor. Der Gesang beim Ausgange wurde schlecht geleitet und auch schlecht gesungen. Beim Ausgange wurde gute Ordnung beobachtet.“ Das war es, worauf es ankam: Singen, Beten, Lesen, Auswendiglernen von Gesängen und Sprüchen. Dazu war kein Nachdenken erforderlich, sondern nur ein fleißiges, formales Einlernen und Repetieren. Auf der anderen Seite aber gähnte der Mangel an allen lebensnotwendigen Fertigkeiten des Schreibens, Rechnens und Wissens. Die Stadtschulen hatten schon im 14. Jahrhundert darauf gedrängt, aber die Schwesternschulen auf dem Lande waren auf primitivster Bildungsstufe zurückgeblieben. Auf Jahrhunderte waren sie das Stiefkind des pädagogischen Systems. Der adelige Patron der Schule kümmerte sich um nichts: „Der Patron hat noch nichts geholfen, als was er tun muß.“ (1813). „Vom Patron ist keine Spur zu finden.“ (1814).
Unter diesem Stern patronaler Gleichgültigkeit, kirchlicher Bevormundung und bäuerlicher Halsstarrigkeit versahen die ersten Küster ihr sorgenvolles Amt. Ihre ersten Namen sind mit den Registraturen, welche der dreißig- jähige Krieg vernichtete, für immer verschwunden. Namen, welche sich erstmalig nachweisen lassen, sind:
1654 Gauss custus zu Pirow
1655 Bauer custus zu Neuhausen
1669 Röhmke custus zu Groß Berge
1680 Cutor custus zu Bresch
1690 Schulmeisterin zu Schweinekofen.
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