Heft 
(1956) 2
Seite
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ULRICH MILLAT Verdienter Lehrer des Volkes

die I tfyd im VfrUcs-^tau-teft un&ecec Heimat

PLnselzeichnung: Johanna Neel

Unsere Menschen, besonders die Dorfbewohner, stehen zu den Tieren im innigsten Verhältnis. Sie sind seine Gefährten, seine Gehilfen und (so ist es noch häufig im Aberglauben) seine Propheten.

Ganz besonderes Interesse bringt der Landbewohner den Vögeln entgegen. So manche besondere Eigenschaft, wie Gesang, Stimmenfähigkeit u. a., brachten schon in den früheren Zeiten die Vögel dem Menschen nahe. Der Vogel war nach seiner ganzen Natur und Lebensweise für den Orakel­dienst besonders geeignet. Sein leichtes Schweben, sein scharfes Auge und die aus jener Höhe mögliche Fernsicht über den Erdkreis, sein sicherer-und schneller Flug, der ihn leicht und plötzlich erscheinen läßt, sein Zug in fremde, unbekannte Länder verschaffte dem Vogel den Ruf prophetischer Begabung.

Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, wenn die Vögel in der heidnischen Religion unserer Vorfahren bereits eine große Rolle spielten, wenn ein­zelne von ihnen als heilig galten und sogar angebetet wurden. Innigste Tierverehrung finden wir auch heute noch bei einzelnen Völkern. Als Reste haben sie sich im vielfachen Aberglauben im Volke erhalten.

Ein angesehener Freund der Menschen ist der Storch. Um ihn an das Haus zu fesseln, legte man ein altes Wagenrad auf das Scheuendach. Auf diese Weise erleichtert man ihm den Bau des Nestes. Heute noch erklingen beim Anblick des Storches bei unseren Kleinsten alte Kinderreime.

Klapperstorch, du Guter, bring mir einen Bruder!

Klapperstorch, du Bester, bring mir eine Schwester!

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