und lieber aufs Feld zu bringen, wo sie weitaus nützlicher wären. Zum Aufbau der Deiche holte er viele Ansiedler aus Holland in die Lenzer Wische, und ihm ist das heutige Deichsystem mit dem Elbdeich, Achter- und Praggerdeich zu verdanken, dessen Anfänge bereits im 11. Jahrhundert vorhanden und während des Dreißigjährigen Krieges vollkommen zerstört worden waren. Wie wichtig die Anlegung dieser Deiche war, beweisen die immer wiederkehrenden Hochwasser. Trotz vieler Deichbrüche, die die Lenzener Bevölkerung bis in die jüngste Zeit hinein erlebte, hat sich jede Generation bemüht, diese Deiche gegen das Wasser weiter zu befestigen, auszubauen und zu erhöhen.
Kaum daß die Stadt sich erholt hatte und wieder aufgebaut war, zerstörte eine neue mächtige Feuersbrunst 1703 wieder 134 Häuser-, beide Schul- und Pfarrhäuser, Kirche und Rathaus. Nur 80 Häuser wurden verschont. Obwohl die Stadt nun wieder mit dem Aufbau reichlich beschäftigt war, mußte sie zum Unterhalt der Truppen Friedrichs II. große Magazine an- legen und die Vorräte als Nachschub per Pferd und Wagen von Lenzen allwöchentlich mit Fourage bis nach Küstrin fahren.
Was begab sich nun in Lenzen zur Zeit der Befreiungskriege? Durch den Geist Friedrich Ludwig Jahns wurde die Jugend Lenzens begeistert und bereitete sich schon frühzeitig auf die Befreiung vom napoleonischen Joch vor. In den Breetzer Wiesen führten sie Reitübungen durch und waren mit die ersten, die sich bei den Lützowschen Jägern freiwillig meldeten. Um der Einziehung zum napoleonischen Heer zu entgehen, hatten sie sich zum Teil über die Elbe geflüchtet oder hielten sich in den Eichwäldem versteckt, wo sie von der Bevölkerung Lenzens mit Lebensmitteln versorgt wurden. Auch Blücher und Theodor Körner weilten in dieser Zeit in unseren Mauern. Dadurch, daß die Kauptverkehrswege schon seit frühester Zeit über Lenzen in Richtung Hamburg, Magdeburg und Leipzig führten, herrschte hier ein reger Verkehr. Lenzen hatte drei Posthaltereien und unterhielt 86 Pferde. Der Wasserzoll, der sich schon seit dem 14. Jahrhundert in Lenzen befand, wurde 1641 noch durch den Werbener Zoll vermehrt und brachte für die Stadt hohe Einnahmen, oftmals natürlich zum Nachteil der Schiffahrt. In dieser Epoche lag eine Blütezeit unserer Stadt. Durch die Verlagerung des Wasserzolls nach Wittenberge und die Schaffung der Straße Berlin—■ Hamburg über Warnow ging der Verkehr stark zurück. Der Anschluß an die Industrialisierung wurde leider verpaßt. Lenzen entwickelte sich zu einer typischen Kleinstadt, deren Bürger vom Betrieb der Landwirtschaft, des Kleingewerbes, des Handwerks und des Handels lebten.
Die Chronik Lenzens beginnt mit einer großen Schlacht. Kriegerische Ereignisse belasten in jedem Jahrhundert die Stadt. Ihre Geschichte zeigt uns deutlich die Notwendigkeit, den Frieden zu erhalten und dafür Sorge zu tragen, daß aus dem jetzigen Grenzort eine blühende Stadt in einem geeinten Deutschland wird.
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