Heft 
(1956) 4
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linde, Esche, Espe, Schwarzpappel, Schwarzerle und Eberesche. Als Neu­linge, die von Natur nicht in unserem Gebiet beheimatet sind, wurden von deutschen Waldbäumen aufgenommen die Grauerle, Fichte und Lärche. Vereinzelt schon um 1800 angepflanzt und heute auf frischen Waldböden in allen Altersklassen verbreitet ist die Fichte (Rottanne). Daß auch sie, unser vertrauter Weihnachtsbaum, bei uns nicht bodenständig ist, wird manchen Leser überraschen. Aber es ist so, da^ alle Fichten in unserer Forst künstlich angepflanzt sind oder sich höchstens an besonders günstigen Stellen durch Aussamung weiter verbreitet haben. Und es gibt Menschen, Forstmänner und Naturfreunde, die sie als den Baum der Gebirgswälder in den Wäldern des Tieflands als Fremdling empfinden. Aber aus noch ferneren Zonen sind neue Baumarten bei uns eingeführt worden. Mit Ausnahme der südeuropäi­schen echten Kastanie und der japanischen Lärche stammen sie alle aus Nordamerika: die Robinie, Roteiche, Kanadische Pappel und von Nadel­bäumen die Douglasie, Sitkafichte, Bankskiefer und Weymouthskiefer. Die Auswahl dieser Ausländer diente vielfach Versuehsampflanzungen, manch­mal war sie auch eine forstliche Modesache. Diese im Zuge der natürlichen Walderneuerung eingebürgerten Baumarten wurden entweder an geeig­neten Standorten als kleine Reinbestände angepflanzt oder, wie namentlich die Buche, als Unterbau in jüngere Kiefernbestände eingebracht, um dem entkräfteten Boden Humus zuzuführen und die Bodengare wieder in Gang zu bringen. Das neue Ziel der forstlichen Nutzung war dann nicht der rück­sichtslose Kahlschlag, sondern eine Einzelstammwirtschaft nach dem plan­mäßig auswählenden Grundsatz, daß das Kranke und Schwache fallen muß, um dem Gesunden und Wuchskräftigen Platz zu machen.

Zahlreiche Jagen unserer Forst sind nach jnd nach dieser Wiedergesundung zugeführt worden. Sie zeigen wieder schönere natürliche Waldbilder und erfreuen besonders im Frühling und Herbst durch das wechselvolle Farben­spiel ihres Laubes.

Auch auf eine Vergrößerung der Waldfläche war die Forstverwaltung be­dacht. Aus den früher für die Jahre 1847 bis 1880 gemachten Angaben ist ersichtlich, daß in diesem Zeitraum die Waldblößen von 337 auf 19 ha ein­geschränkt worden waren. Es handelte sich dabei um kleinere heideartige Flächen, hauptsächlich aber um einstiges Ackerland, das bei der Separation; der großen Flurbereinigung in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, an die Stadtforst gekommen war. Diese auf geforsteten Äcker sind der Teil der Vorderheide, der an die Totenfelder grenzt, zu denen sie vordem gehörten. Eine andere Möglichkeit, die Waldfläche zu vergrößern, boten die zahl­reichen im Walde versteckt liegenden Moore, die entweder in ehemaligen Flußläufen oder in abgeschlossenen Senken entstanden waren, ln ersteren entwickelten sich die nährstoffreichen Flachmoore, in letzteren die nähr­stoffarmen sogenannten Hochmoore. Ihre Zahl war einst viel größer als heute. Allein in den 60 Jahren von 1788 bis 1847 waren nach alten Berichten

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