1938 bis 1940 wurde die große Extraktionsanlage gebaut, die erste der Fabrik, die damit aufhörte, eine bloße Presserei zu sein.
Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion 1941 bewarben sich Roevers um die Erlaubnis, die ukrainische Ölfabrik in Kirowograd „betreuen“ zu dürfen. Tatsächlich wurde Roever die Patenschaft zugesprochen. Louis Roevers Sohn Paul, ein SS-Führer, wurde daraufhin nach Kirowograd entsandt. Seine Betreuung wirkte sich so aus, daß zunächst alle dort lagernden Ölsaaten nach Wittenberge transportiert wurden und wenig später das Werk demontiert und nach Deutschland geschafft wurde. Wegen des starken Beschusses durch die amerikanische Armee mußte Ende April 1945 die Arbeit eingestellt werden. Die Arbeiter fanden sich nach und nach Mitte Mai wieder im Werk ein. Der damalige Besitzer Roever war in der ersten Zeit noch da, jedoch leitete er das Werk zusammen mit dem BGL-Vorsitzenden Hummer, unter der Aufsicht eines Beauftragten der Roten Armee. Ein solcher Beauftragter hielt sich im Werk mit entscheidenden Vollmachten solange auf. bis der Betrieb in der Lage war, selbständig die Produktion durchzuführen. Der BGL-Vorsitzende wurde von der deutschen Verwaltung der damaligen sowjetischen Besatzungszone als Treuhandverwalter eingesetzt.
In den ersten Monaten der Wiederaufnahme der Produktion waren die Arbeiter gezwungen, ohne Entlohnung zu arbeiten, da die Verwaltung völlig neu geregelt werden mußte. Den gesamten Lohn bekamen sie im Monat Juli nachgezahlt.
Am 7. Dezember 1949 ging der Betrieb in das Eigentum des Volkes über, der bisherige Treuhänder wurde von der Regierung der DDR zum Werkleiter ernannt.
Die Märkischen ölwerke haben in den letzten zehn Jahren eine bedeutende Entwicklung genommen. Sie sind von einem Betrieb, der ständig mit Verlust arbeitete und unter der Mißwirtschaft eines Privatbesitzers zu leiden hatte, zu einem der rentabelsten Werke der Nahrungsmittelindustrie unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates geworden und sind in der Lage, jährlich bedeutende Summen der Regierung als Überschüsse zur Verfügung zu stellen. Für die Versorgung der Bevölkerung mit Speiseölen sind die ölwerke mit der größte Lieferbetrieb, der vor allem die Margarinefabriken beliefert.
Die Zahl der Arbeitskräfte, die 1945 noch 150 betrug, hat sich inzwischen vervierfacht. Die Produktionsanlagen sind vergrößert worden — erst kürzlich wurde ein neuer Speicher in Betrieb genommen —. und mit Hilfe der Initiative der Betriebsangehörigen ist es gelungen, die Rentabilität und Produktivität erheblich zu steigern.
Wir sehen aus dem Beispiel der Entwicklung der Märkischen ölw'erke vom Privatbetrieb zum Volkseigenen Betrieb, daß nur in einem Staat, in dem die Arbeiter selbst regieren, ein solcher Weg möglich ist.
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