Heft 
(1956) 7
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lassen und den Drang zum Forschen besonders in unseren jungen Leuten hervorrufen.

Was hat es also wohl mit diesem feurigen Drachen auf sich? Welche natürlichen Vorgänge mögen denn dahinterstecken? So fragen wir uns heute, um das Geheimnis zu lüften.

Tatsächlich liegen viele glaubwürdige und nüchterne Berichte über solche seltsamen Lichterscheinungen vor, die das Volk alsDrachen gedeutet hat und teilweise auch noch jetzt so deutet. Es handelt sich hierbei aber um selten vorkommende Phänomene, deren plötzliches Auftreten nicht irgendwie vorausbestimmt werden kann. Wissenschaftler haben schon viel Material über diese interessanten Naturerscheinungen und ihre vielfältigen Formen gesammelt. Ja. es ist auch' schon vereinzelt gelungen, photo­graphische Aufnahmen davon herzustellen. In Wahrheit handelt es sich bei den mysteriösen Drachen um sogenannte Kugelblitze, die zwar selten, aber unter ganz bestimmten elektrischen Bedingungen in unserer Atmosphäre hin und wieder auftreten. Vor den wechselhaften Lichterscheinungen und deren sehr unterschiedlichen Verhaltungsweisen haben sich die einfachen Menschen geängstigt, und in ihrer Angst glaubten sie Drachen zu sehen, wo es sich um ein naturwissenschaftlich erklärbares Phänomen handelt. Laßt uns also durch nüchterne Beobachtungsweise und ohne jede aber­gläubische Voreingenomenheit die Natur immer besser kennenlernen und in ihre noch zahlreichen Geheimnisse eindringen. Dann bleibt auch^in unse­ren Dörfern kein Platz mehr für abergläubische Furcht.

WALTER BREDTHAUER

Studien zum Wandel der Sprache in der Prignitz

Irgendwie beginnt alle Kultur mit der Sprache. Sie fängt alles Sinnfällige ein: Witz. Humor. Bild. Gedanke. Stimmung, Ton, aber auch Rhythmus, Beseeltheit, Anmut und Tiefe. Sprache ist Spiegel unseres Menschseins, unseres Lebens und der uns umgebenden Natur. Seit ihrem Ursprung hat sie schon ein langes Leben hinter sich: Von der Sprache sinnlicher Ur­sprünglichkeit bis zur Sprache des reflektierenden Verstandes. Weit ist der Bogen vom Sinnlichen zum Gedanklichen, von der stammeseigenen Mund­art bis zur Stammesverbindenden Schriftsprache. Beide laufen seit der Bibelübersetzung Luthers nebeneinander, die Mundart stagnierend, die Schriftsprache sich mehrend in ihrem Sprachschatz. Bis in unsere Tage

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