Heft 
(1956) 7
Seite
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und den hellen fröhlichen Schlag des Zaunkönigs mit, der mit aufrechtem Schwanz vor mir saß und munter knickste.

Ich war von diesem Weg so beeindruckt und er war so unterhaltsam, daß ich überrascht war, als plötzlich Kuhwinkel vor mir lag. Durch mehrere Generationen wohnten hier die Erbförster Moldenhauer. Aus einem alten Buch konnte ich erfahren, daß vorher die Familie von Platen diesen Besitz verwaltete. Die Familie war ein in der Prignitz altbegütertes Geschlecht, welches im Jahre 1648 noch folgende Güter in der Prignitz besaß: Rosen­hagen mit dem Dorfe Lübzow, Meesendorf, Motterich, Damertin, Bantkow, Mechow, Borde, Wohtigke, Quitzow, Dergenthin, Suckow, Bentwisch, Groß Linde und Schönfelde, außerdem noch Below. Im Jahre 1850 teilte sich die Familie in vier Linien. Es gehörte Kuhwinkel dem Friedrich Wilhelm von Platen. Kuhwinkel hatte damals eine Größe von 2491 Morgen und 87 Qua­dratruten. Nach dem Aussterben der Platenschen Familie kam das Gut zu Gadow und rundete diesen urwüchsigen, gewaltigen Waldbezirk ab.

Von dem alten Gebäudekomplex des einstigen Gutshofes ist heute nicht mehr viel vorhanden. Lediglich ein großes zweistöckiges Fachwerkhaus mit Eichengebälk erinnert an die einstige Pracht eines altenHerrenhauses. Es liegt fast unbewohnt und im verfallenen Zustand da, in verwilderter Parkanlage und im umschließenden dichten Wald. Viele der mächtigen Stämme sind zwar der Axt zum Opfer gefallen, aber noch manche stattlichen Vertreter heimischer Waldbäume erfreuen unser Auge. Die alte Burganlage ist gut erkennbar. Eine viereckige Wasserwehr mit großem Teich umschließt sie. Um 1880 waren die Burggebäude auf derInsel zum größten Teil noch da, wie das Meßtischblatt von damals ausweist, heute sind nur noch Reste der Fundamente erkennbar.

Noch manches Interessante bietet die Gegend um Kuhwinkel dem Wan­derer und Heimatfreund. Da istBertkaus Torrn, eine mächtige Kiefer am Bentwischer Weg. Sie ist benannt nach dem Förster Bertkau, der im Jahre 1834 auf dem idyllischen Waldfriedhof beigesetzt wurde, wo noch heute sein Grabstein zu sehen ist. Da ist auch das alte Platensche Erbbegräbnis, das man über einen kurzen Wiesenweg erreicht. Es bietet keinen erfreu­lichen Anblick, da beutelüsterne Menschen die Gewölbe aufbrachen und das ganze ungepflegt und im Verfall ist.

Dem Naturfreund aber schenkt dieses Fleckchen Erde unserer Prignitzer Heimat manches Schöne. Es ist voll Leben, und doch ist es im weiten Laub­waldgebiet und an den Wiesenrändern voll Stille und Einsamkeit. In diese Stille, fernab von Siedlungen und menschlichem Getriebe, zogen auch die Imker, um hier in der Idylle eines lauschigen Waldwinkels ihre isolierte Deck- und Königinnenstation einzurichten.

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