Höhenland beginnt, das wiederum ein Teil des nördlichen, des baltischen Höhenzuges ist. Im Westen zeigt sich am Horizont, in die Havelniederung vorspringend, der Havelberg mit seinem gewaltigen Dom. Es folgen die Kamernschen Berge und bei guter Sicht die Türme von Stendal und Tangermünde, im Süden Rathenow und die vielen Schlote des Kunstseidewerkes Premnitz-Döberitz. Dazwischen und nach Südosten wechseln Berge und Talbildungen, die dem Havelland das freundliche Aussehen geben, als wäre es ein kleines Thüringen. Nach Osten reicht die Aussicht über Klessen und seinen Vermessungsturm bis Friesack.
Der Name Gollenberg oder zuweilen auch Golmberg wird als „goldener“ Berg erklärt, weil die Berge den größten Teil des Jahres mit trockenem gelben Gras bedeckt sind, das ihnen in der Sonne oft den goldenen Glanz verleiht. Besonders die Südhänge sind mit Heidekraut bedeckt; hier im August im blühenden Kraut ruhend, von Bienen und Hummeln umsummt, von Perlmutterfaltern umgaukelt, kein Haus bis in die weite Ferne sehend, kann man sich weit in der Lüneburger Heide liegend wähnen. An einer Stelle des Nordhanges bei Rhinow, zwischen den beiden Brücken über die Eisenbahnschlucht, sprudelt eine kleine Quelle aus dem Berg, an der sich eine eigene Flora angesiedelt hat, vor allem mit Gauklerblumen (Mimulus) und Quellenehrenpreis (Bachbunge). Der obere Teil des Gülper Sees, der „Küdden“, zeigt das Bild eines jetzt fast zugewachsenen Sees. Vor zwanzig Jahren konnte er im Sommer noch mit dem Kahn befahren werden und war von Wasservögeln, besonders von Möwen, dicht bevölkert; jetzt hat er nur noch wenige offene Stellen mit reicher Sumpfpflanzenwelt.
Uber die Entstehung des Gollenberges erzählt eine Sage: Die Herrin dieser Landschaften, Frau Harke, habe aus Ärger über das Auftreten der Mönche in Havelberg deren Kloster mit Sand zuschütten wollen, den sie, über das Land dahinfliegend, in ihrer großen Schürze trug. Bei Stölln sei das Schürzenband oder die Schürze gerissen, und der Sand habe den Berg aufgetürmt.
In halber Höhe, am Osthang des Gollenberges, ist dem Begründer des deutschen Segelfluges Otto Lilienthal ein Denkmal aus schlichten Feldsteinen gesetzt. Hier stürzte er bei einem seiner Flugversuche ab. Vor dem zweiten Weltkriege waren an der Nordseite des Berges die Gebäude der Segelfliegerschule errichtet, die mit ihren großen sauberen Rohrdächern sich prächtig in die Landschaft fügten. Der fast das ganze Jahr über an der Westseite der Berggruppe steigende Aufwind regte zu einem lebhaften Segelfliegerbetrieb an. Um auch bei Ostwind die andere Seite ausnützen zu können, waren hier die Hänge abgeholzt worden. Leider wurde die Schule am Ende des Krieges niedergebrannt. Jetzt ist an der gleichen Stelle eine neue Segelfliegerschule im Aufbau, eine der bedeutendsten des Bezirkes Potsdam, und es herrscht seit einigen Jahren wieder reger Flugbetrieb.
285
s