KURT V. RÖNNE, PERLEBERG
Zum Todestag Qerhart Hauptmanns
Irgendwie zieht es mich aus frühen Jahreri heraus immer wieder nach Hiddensee. So bin ich in der letzten Zeit mindestens alle zwei Jahre dort gewesen und habe auch in diesem Jahr die Insel wieder besucht. Meine ursprüngliche Absicht, zum Todestag Gerhart Hauptmanns, dem 6. Juni, bereits dort zu sein, ließ sich beruflich nicht ermöglichen. Aber eine Woche später war ich dann da. Am späten Nachmittag in Vitte angekommen, stand ich doch noch am gleichen Abend auf dem Inselfriedhof in Kloster an Gerhart Hauptmanns Grab, das dicht efeubewachsen dalag. Es erfüllt mich immer wieder mit Andacht und wehmütigem Schweigen, wenn ich hier stehe und von hier aus vielleicht, abseits der Menschen, noch ein wenig zwischen den Hügelketten umherstreife. Vielleicht ist es ein ähnliches Gefühl, das Stefan Zweig an dem schlichten Grabe Leo Tolstois beschlich, nur daß dort vielleicht Einsamkeit, Schlichtheit und Größe noch stärker in Erscheinung traten.
.Ein paar Tage später fand ich mich im Hauptmannhaus. Hatte ich doch vor zwei Jahren in Schwerin anläßlich einer Kulturbundtagung selbst den Antrag gestellt, es zu einer würdigen Gedenkstätte herzurichten. Soweit die Mittel hierfür vorhanden waren, dürfte die Aufgabe zunächst als gelöst zu betrachten sein.
Man betritt heute das alte Wohnhaus, wo der Blick von einer Landkarte festgehalten wird, die Hauptmanns Reisen aufzeigt und die Orte, an denen die einzelnen Werke angeregt oder geschrieben wurden. Daneben Bilder von Uraufführungen seiner Werke und Bilder aus dem Familienkreis. Sehr schön eine Porträtreihe, die ihn selbst in den einzelnen Jahrzehnten darstellt, begonnen bei dem Studentenbildnis über die geistig starken des fünfzig- bzw. siebzigjährigen bis hin zu dem aus .dem letzten Lebensjahr, das ihn so verzerrt und verquält darstellt.
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