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1. September — Tag des Friedens!
• Nachstehender Artikel scheint uns so recht geeignet zum Tag des Friedens.
Nicht nur, weil er uns noch einmal vor Augen führt, wie schrecklich der Krieg auch in unserer Heimat wütete und uns mahnt, unsere Kräfte anzuspannen, um nicht wieder zuzulassen, daß die Verderber des Volkes wieder die Oberhand gewinnen; diese Aufzeichnungen machen uns unsere Kraft bewußt, sie zeigen uns, daß die aufbauenden Kräfte schließlich immer über die Zerstörer siegen, wenn des Volkes Kraft zum Guten vereinigt ist. S.
WERNER MAYER,PRITZWALK
Zerstörung und Aufbau des Pritzwalker Bahnhofes
Der mit der Eisenbahn nach Pritzwalk kommende Reisende erhält schon nach seinem Aussteigen aus dem Zug einen Einblick in den Aufbauwillen und die Aufbauerfolge unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates. Dort wo sich heute ein moderner Bahnhof mit einer großen hellen Empfangshalle, geräumiger Mitropagaststätte, Fahrkartenschaltern, Gepäckaufbewahrung und anderen zum reibungslosen Ablauf des Eisenbahnverkehrs notwendigen Räumen befindet, hatte vor über 11 Jahren der Krieg sein furchtbares Vernichtungs- und Zerstörungswerk vollzogen.
Der faschistische Raubkrieg näherte sich bereits durch den ruhmreichen Einsatz der Sowjetarmee seinem Ende. Pritzwalk war bisher von allen direkten Kriegseinwirkungen verschont geblieben. Das Leben verlief trotz der großen Zahl von Menschen, die infolge des Krieges ihre Heimat verlassen mußten und Unterkunft in der Stadt gefunden hatten, durchaus noch normal. Der Personenverkehr auf der Eisenbahn war auf Kosten der Beförderung kriegswichtiger Güter eingeschränkt. Die Zahl der Güterzüge war gestiegen. Güterwagen standen hinter- und nebeneinander auf den Abstell- und Rangiergeleisen. So auch am 15. April 1945, nur mit der Besonderheit, daß auf einem der Güterzüge sich eine Ladung V-Waffen- munition befand. Am Abend dieses 15. April 1945, es war kurz vor 21 Uhr, gaben, wie so oft in den letzten Kriegstagen, die Warnsirenen Voralarrn. Ein Teil der Bevölkerung sah sich in einem dicht am Bahnhof gelegenen Kino ein Lustspiel an, das eigentümlicherweise den Titel „Es fing so harmlos an“ hatte. Aus dem Voralarm wurde Alarm. Die Menschen verließen ihre Wohnungen und gingen mit der notwendigsten Habe in die Luftschutzkeller. Die anglo-amerikanischen Flugzeuge näherten sich der Stadt, Die in der Nähe des Bahnhofes stationierten Flakgeschütze begannen zu schießen als die Bomberformationen die Stadt überflogen. Leuchtraketen und Weihnachtsbäume hingen am Himmel und tauchten die Stadt in ein grelles unwirkliches Licht. Im Kino ging die Vorstellung weiter. Die Flug-
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