EMMI BOCKJE, NEUSTADT/DOSSE
NEU KO - die Neustädter Korbwarenindustrie
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 fanden viele Umsiedler, die zuvor auf Hitlers Befehl ihre Heimat hatten verlassen müssen, in Neustadt an der Dosse eine neue Heimat. Sie alle wollten Arbeit erhalten, um das nötige Brot kaufen zu können. Neustadt selbst besaß keine größeren Industrieunternehmen, die Beschäftigung hätten bieten können. Dennoch fanden sich damals Menschen zusammen, die eine Handarbeiter- Werkstatt gründeten und ihr den Namen „Heimko“ gaben. Sie beschäftigte 30 Heimarbeiterinnen. Daneben entstand ein kleiner Korbmacherbetrieb. Im August 1946 schlossen sich diese beiden Unternehmen zusammen und gründeten die „NEUKO“, die Neustädter Korbwarenindustrie. In der ersten Zeit fertigten die Betriebsmitglieder aus Stoffresten Puppen und Stofftiere an. Außerdem wurden Strohschuhe, Matten, Sohlen und Taschen hergestellt. Einige Kollegen bemühten sich um die Anfertigung von Spankörben. In dieser Zeit fehlten überall in Industrie und Landwirtschaft die verschiedensten Körbe. Darum beschlossen die Betriebsangehörigen, die Herstellung von Körben zu erweitern. Es mangelte aber an Material. Um dieses in ausreichender Menge zu erhalten, wurde die erste Weidenplantage angelegt. 1949 reichten die geernteten Weiden nicht mehr aus, die zweite Plantage entstand. Die Weidenkulturen wurden also erheblich vermehrt, und in dem gleichen Maße stieg die Zahl der Beschäftigten. Voll Stolz kann der Betrieb jetzt auf eine 16 ha große Weidenfläche schauen und eigenes Material zu grünen und weißen Korbwaren verarbeiten. Zu grünen Korbwaren (ungeschälte Weiden) rechnen Henkelkörbe, offene Körbe und Korbflaschen und zu weißen Korbwaren Korbmöbel, Schmuck- und Wäschekörbe.
Durch die Initiative einiger deutscher Menschen wurde der Betrieb aus dem Nichts heraus aufgebaut. Heute genießt er in der Deutschen Demokratischen Republik einen guten Ruf. Über den Großhandel werden von ihm alle Betriebe, die Korbwaren benötigen, beliefert. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich laufend erhöht. Zur Zeit verfügt der Betrieb über 79 Betriebsangehörige, unter denen allein 50 Frauen sind. Daneben haben 17 Versehrte ebenfalls in ihm Arbeit gefunden. Das Korbmacherhandwerk wird von 7 weiblichen Lehrlingen unter der Anleitung eines Meisters erlernt. Von Jahr zu Jahr wurde die Produktion gesteigert und dadurch der Umsatz beträchtlich erhöht. Der Betrieb will aber nicht im Stillstand verharren. Für den 2. Fünfjahrplan unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates plant er eine weitere Steigerung um 50 Prozent, Ganz besonders können Frauen durch ihre Mitarbeit dazu beitragen, daß die vermehrten Anforderungen unserer Volkswirtschaft befriedigt werden können.
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