Heft 
(1956) 9
Seite
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Aufn.: Scherer. Pritzwalk

Neues Bahnhofsgebäude in Pritzwalk

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zeuge kamen im Gleitflug herunter und eröffneten aus Maschinengeweh­ren und Bordkanonen das Feuer auf die Bahnhofsanlagen. Ein mit Stroh beladener Güterwagen stand bald in Flammen. Das Feuer griff um sich. Weitere Güterwagen begannen zu brennen. Plötzlich eine gewaltige Exploison. Eine kilometerweit zu sehende Feuer- und Rauchsäule stieg gegen den Himmel empor. Fast sämtliche Fensterscheiben in der gesamten Stadt zersprangen mit einem Schlag. Ganze Eisenbahn­waggons wurden durch die Luft geschleudert und landeten bis zu 300 Meter entfernt auf den Häusern und in den Straßen. Räder, Achsen, Waggonteile prasselten überall in der Marktstraße und auf dem heutigen Platz der Einheit herunter. Der Bahnhof, das Bahnhofshotel, das Kino und eine Anzahl von Häusern am Bahnhof stürzten zusammen und be­gruben unter ihren Trümmern Männer, Frauen und Kinder. Der Bahnhof w ar ein rauchendes Trümmerfeld. An einer Stelle befand sich ein haus- großer Trichter. Nur der Wasserturm aus Beton wurde kaum in Mit­leidenschaft gezogen. 60 Tote forderte dieser kalte, trockene und windige Aprilabend. Die Einwohner saßen frierend in den feuchten Kellern bis zum Grauen des neuen Tages. Am Vormittag mußten alle Einwohner ihre Wohnungen und die Stadt verlassen, da man weitere Explosionen der V- Munition befürchtete. Mit der allernotwendigsten Habe, mit Koffern, Kinder- und Handwagen zog alt und jung nach allen Himmelsrichtungen

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