Und Brechts Friedenslied vor der Regierungserklärung? Nein, lieber mög­lichst viel heiße Musik drum herum; dann stellen die Hörer dazwischen nicht ab. Und so macht die .kulturelle Umrahmung 1 die Kultur unsichtbar, die Friedenskundgebung oder Regierungserklärung ins Bild bringen wollen.

Der Sozialismus, dem wir entgegengehen und in unserem Bereich Raum schäften wollen, ist nicht nur die Wissenschaft von der Bewegung, sondern auch die Bewegung selbst. Er ist nicht nur eine bestimmte Eigentumsform und Wirtschaftsweise, sondern vor allem anderen und in allem anderen die Lebenskultur, die die Reste der Barbarei in unserer Welt überwindet; eine Kultur, die weder Kaviar noch Opium für das Volk ist, son­dern das tägliche Brot, das es selbst bäckt und verzehrt, und das sich in Kraft verwandelnd neue Kultur für alle erzeugt in seiner Arbeit und in seinem Genuß, im Miteinander seiner Glieder und im Miteinander mit allen Völkern der Erde.

Sozialistische Kultur — das sind nicht nur sozialistische Kulturveranstal­tungen, das sind auch sozialistische Arbeitsweisen, sozialistische Grund-, Fach-, Ober- und Hochchulen, sozialistische Sportplätze, sozialistische Moral und sozialistische Kunst. Sie ist Arbeit und ihr Produkt, Rahmen und Bild, Schöpfung und Betreuung, Wirklichkeit und Widerspiegelung der Wirk­lichkeit — ist eines in allem, alles in einem und alles in allem.

Sie lebt im Traktor auf dem Acker, in der Kombine im Bergwerk, in der Drehbank im Betrieb, in der Retorte des Laboratoriums, dem Katheder des Lehrers, in der Waffe des sozialistischen Soldaten, im Lied von Ernst Busch und in dem um die ganze Erde kreisenden ersten von Menschenhand geschaffenen Erdtrabanten.

Sie alle sind Menschheitsleistungen, aber Leistungen welcher Menschheit? — Leistungen der neuen Menschheit, deren Geburt die Schüsse der Aurora vor vierzig Jahren angekündigt haben. Ihr Leben und ihre Kultur, ihr Wachsen und Reifen widerzuspiegeln und weiterzuentwickeln — das ist sozialistische Kunst, sozialistische Musik, sozialistische Malerei und sozia­listische Literatur und Inhalt aller wissenschaftlichen, technischen und pädagogischen Mühe sozialistischer Arbeiter, Techniker, Wissenschaftler, Pädagogen, Künstler und Schriftsteller, durch die und für die der Sozia­lismus verwirklicht wird, von nichts anderem .kulturell umrahmt 1 als von sich selbst und seiner eigenen Leistung. Man kann den Sozialismus mit nichts anderem schmackhaft machen als mit ihm selbst, mit seiner Tra­dition, seiner Gegenwart und seiner Perspektive. Man kann Menschen nicht mit Himbeerlimonade an das Weintrinken gewöhnen und nicht mit Kitsch zum Kunstverständnis erziehen. Erziehung zu sozialistischem Empfinden, Denken und Handeln braucht eine sozialistische Atmosphäre!

Deutschland ist ein gespaltenes Land und in seinem erneuerten Teile viel stärker als irgendein anderes sozialistisches Land den Einflüssen der alten

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