Heft 
(1957) 11
Seite
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E.R.MÜLLER, NEUSTADT/DOSSE

Bet ICobetag

Drei Gemeinden im Kreise Kyritz sind es, die alljährlich zu den üblichen und bekannten, vom Staat festgelegten politischen und kirchlichen Feier­tagen noch einen weiteren Festtag begehen. Ein Feiertag oder Dankfest, wie in alten Schriften vermerkt, dessen Bestehen und Ursache wohl nur einmalig in der deutschen Bauerngeschichte verzeichnet wird und der sich über alle politischen Wirren bis in die heutige Zeit erhalten hat, es ist der Lobetag. In Tramnitz fällt er auf den vierten Pfingsttag, und in den Dörfern Kampehl und Bückwitz wurde er auf den neunten Tag nach Pfingsten festgelegt. Wer diese Tage einmal ausersehen oder sie zu Fest­tagen erklärte, ist nicht mehr feststellbar, er wird für immer unbekannt bleiben. Die Kirchenbücher geben jedenfalls, obwohl es sich um eine kirch­liche Feier handelt, über die Entstehung und den Ursprung des Lobetages keine näheren Aufzeichnungen oder Daten. Uns ist lediglich die Über­lieferung von Mund zu Mund, von Generation zu Generation geblieben. Zurückzuführen ist dieser Lobetag auf die verheerenden Viehseuchen um die Mitte des 18. Jahrhunderts, die vermutlich als Folge der Friederi- zianischen Kriege auch in unsere engere Heimat eingeschleppt v/urden. Daß die erlittenen Verluste durch das Viehsterben bedeutend gewesen sein müssen, geht daraus hervor, daß, wie der Bückwitzer Chronist berichtet, allein diese Gemeinde im Jahre 1752wegen gehabten Schaden durch die Viehseuche eine Remission von 138 Rthlr. 15 gr. aus der preußischen Staatskasse erhielt. In den anderen Dörfern verhielt es sich ähnlich.

Im Jahre 1765, kurz nach der Ernte, trat dann die furchtbare Viehseuche in der ganzen Gegend erneut auf, und auch diesmal wurden innerhalb weniger Tage Kälber, Ochsen und Kühe dahingerafft. Alle Gebete und Beschwörungen gegen diesesTeufelswerk wollten nicht verfangen und helfen. Auch in den folgenden Jahren, besonders aber 1777 und 1778, konnte kein Einhalt geboten werden. Wieder leitete man in den Kirchen Bittgottesdienste ein, aber trotz allen Betens breiteten sich die Vieh­seuchen unvermindert weiter aus, zogen von Dorf zu Dorf, und Tausende von Tieren fielen ihnen immer wieder zum Opfer. Etwas Seltsames aber trat jetzt ein. Inmitten dieses Massensterbens, des Elends und Unheils gab es drei Inseln, die von der Seuche nicht betroffen wurden. Es waren die Dörfer Kampehl, Bückwitz und Tramnitz.

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