Während die Nachbarorte kein Stück Vieh behielten, verhielt es sich in diesen drei Gemeinden gerade umgekehrt, nicht ein einziges Tier erkrankte an der unheimlichen Pest. Ängstlich hüteten die Bewohner ihre seuchenfreien Inseln, ließen keine Fremden in ihre Ställe und schirmten sich von der Außenwelt vollkommen ab. Als dann nach geraumer Zeit die Gefahr einer weiteren Ansteckung behoben und im ganzen Lande überstanden war, fanden sich die Bauern dieser drei Dörfer in ihren Kirchen zu einem Dankgottesdienst zusammen. So wurde zum ersten Mal der „Lobetag“ feierlich begangen und nunmehr jährlich wiederholt.
Doch dann überschlugen sich andere Ereignisse! die sogenannte Franzosenzeit von den Unglücksjahren 1806/07 bis zur Befreiung 1813/15 war angebrochen. Der Lobetag blieb bei den Alten zwar noch in Erinnerung, aber die nunmehr herangewachsene neue Generation trug sich mit anderen Sorgen, aber gleichzeitig durch die Separation und die Ablösung vom Hofdienst auch mit neuen Hoffnungen. Dadurch traten nun die Seuchenschrecknisse um die Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts in den Hintergrund und schienen langsam vergessen zu werden. Ja, man beabsichtigte sogar, den Lobetag gänzlich einzustellen, zumal die Güter ihn doch nicht innehielten. In Bückwitz z. B. ließ der Herr von Winterfeldt, der die Bück- witzer Gutsländereien von Metzelthin aus bewirtschaftete und sich weder mit den Bauern noch mit der Kirche gut stand, am Lobetag stets Mist fahren. In Tramnitz beim Herrn von Rohr verhielt es sich ähnlich.
Da trat jedoch wieder ein Ereignis ein, welches das beabsichtigte Vorhaben der Bauern hinfällig machte. „In den Jahren 1836, 37 und 38“, so überlieferte es uns der Chronist, „grassierte unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche ganz entsetzlich. Der Schaum trat ihm aus dem Maul, und sogar Haut- und Fleischstücke waren unter dem Geifer. Da hinkten die Kühe ganz erbärmlich. Es mußte ihnen durch eine Flasche etwas Flüssiges wie Brotsuppe oder Grütze als Nahrung in den Rachen gegossen werden. Sie lagen auf den Höfen wie Skelette, und die Milch war nicht zu gebrauchen. Etwa 14’Tage dauerte dieser Zustand.“ Diese 14 Pest- und Seuchentage genügten aber, um die Bauern zu veranlassen, ihren Lobetag nun doch wieder beizubehalten.
Bis 1850 feierte man ihn immer am Tage nach dem Wusterhausener Johanni-Krammarkt, dann mit Rücksicht auf die Heuernte am Freitag nach Johanni. Aber auch dieser Tag lag erntemäßig immer noch ungünstig und hatte oftmals Mißstimmung und Verdruß gebracht. Wiederholt war das eingehuckte Kleeheu, das sonst am Lobetag eingefahren worden wäre, eingeregnet und dann verdorben. Aus diesem Grunde verlegte man die Feierlichkeit erneut, und zwar wie eingangs angegeben, auf die Tage kurz nach Pfingsten.
Eine Feldarbeit wird am Lobetag nicht geleistet, das Vieh bleibt im Stall, man versorgt es lediglich. Im Laufe des Vormittags finden sich alle Dorf-
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