E.R.MÜLLER, NEUSTADT/DOSSE
Wie die Robinien nach Trieplatz kamen
Wenn heute jemand seine Schritte durch Trieplatz lenkt, so findet er aus der Historie des jahrhundertealten Gutsdorfes kaum Anhaltspunkte, die auf das Leben und Treiben der früheren Bewohner schließen lassen. Das alte, im Fachwerk aufgeführte Herrenhaus mußte aus baulichen Gründen längst einem einfachen Steinbau weichen. Ein Teil, der einstigen Stallungen wandelte sich mit der Aufsiedelung des Gutes im Jahre 1934 in geschmackvolle und modern eingerichtete Wohnungen um, während der weitaus größere Teil des heutigen Dorfes aus netten und anheimelnden Familienwohnbauten mit den dazugehörenden Scheunen und Viehställen besteht. Und über allem liegt der Hauch eines gesunden Wohlstandes. Nur der noch vorhandene alte Gickelberg (Ausguck) mit seinem Schanzenweg erinnert an die vor fast einem Jahrtausend stattgefundenen Siedlungskämpfe der Deutschen gegen die Wenden. Dort aber am Giebel des ehemaligen Gutshauses nach der Parkseite zu befanden sich noch vor etwa 15 bis 20 Jahren auffallend viel ältere und jüngere Robinien, die fälschlicherweise als Akazien bezeichnet wurden. Über diese Robinien gibt es nun eine Geschichte, die mir eine alte Frau aus Trieplatz erzählte und die ferner, wie sie bekräftigend versicherte, in Tagebuchblättern festgehalten wurde und damit den Vorzug genießt, wahr zu sein.
In Trieplatz wirkten wie in verschiedenen anderen Orten seit Einzug der bayerischen Markgrafen in die Mark die Rohrs in ihrer Feudalheit mit oftmals komischem Beigeschmack. Sie waren nicht schlechter, aber auch nicht besser als die übrigen märkischen Junker der damaligen Zeit. Einer der Trieplatzer Rohrs, Otto Georg Moritz, diente nun in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts als Stabskapitän in der preußischen Armee und nahm in den Jahren 1792/93 an dem Interventionskrieg zur Wiederherstellung des französischen Königtums gegen das revolutionäre Frankreich teil. Dieser schmachvolle Krieg unter Führung des Herzogs von Braunschweig war für Preußen nicht nur militärisch ein schwerer Mißerfolg, er zerrüttete auch gleichzeitig und zwar vollständig das preußische Finanzwesen. Das Ubergreifen der französischen Revolution auf Preußen und andere Länder lag durchaus im Bereich des Möglichen.
Wurde in der sogenannten Rheinkampagne im November 1792 preußischer- seits anfänglich, im besonderen in der dreitägigen Schlacht bei Kaiserslautern, noch siegreich gekämpft, so sollte trotz allem die Laufbahn des jungen Rohr durch seine unerwartete Gefangennahme schnell beendet werden. Besonders entehrend erschien es ihm, daß sie unverwundet und
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