Wenn wir jetzt Umschau halten, so müssen wir feststellen, daß die Zahl der Lehrergärten, in denen „die Bienelein mit Honigseim
süßbeschwert nach Hause girren“,
recht gering geworden ist. Das ist schade. Doch die Zeiten haben sich geändert. Beruf und Gesellschaft beanspruchen heute den ganzen Menschen, damit es in unserem jungen sozialistischen Staat vorwärts geht. —
Nun hatte mein Freund nach dem Tode seiner Mutter seinen Vater, einen alten biederen Mecklenburger, zu sich genommen, der sich in Hof und Garten und, wenn es sein mußte, auch einmal im Bienenhaus beschäftigte. Hier aber nur im Notfälle, denn er sagte: „Vorsicht! Vorsicht! dei Dinger stäken!“ — Er sprach grundsätzlich nur sein geliebtes „Mecklenburger Platt.“ —
Als nun wieder einmal der Frühling ins Land gezogen war und das Leben im Bienenstock seinen Höhepunkt erreicht hatte, fragte eines Morgens mein Freund seinen Vater, ob er wohl ein wenig Zeit für ihn hätte „I, gewiß“, antwortete dieser, „sali ick di beten in ‘ne Schaul helpen?“. „Ne, dat kann ick woll nich von di verlangen, öwer du künnst mol ‘n beten no de Immen kieken. Du weitst doch, ick luer all poor Dag up‘n poor düehtige Swarms, un dei woll ick mi nich ut dei Kratz gohn laten“. „Dat mok ick“, sagte der Alte, „un wenn ick‘n Swarm seih, denn fläut ick“. „Mark di uck dei Nummer von de‘n Kasten, wo hei ruter kümmt,“ rief ihm sein Sohn noch zu.
Und damit trennten sich beide, der Sohn ging ins Schulzimmer und der Vater in den Garten. —
Als die Sonne allmählich höher stieg, erinnerte er sich seines Auftrages, nahm einen bequemen Gartenstuhl und setzte sich so, daß er die Fluglöcher der Bienenkästen überblicken und die Nummern an den einzelnen Kästen gut erkennen konnte. Es war ein herrlicher Frühsommertag. Die Sonne schien warm vom Himmel, die Blumen dufteten, die Vögel jubilierten, und die Bienen schleppten in unermüdlichem Fleiß Nektar und Pollen herbei, daß es nur so eine Lust war. Unser Wächter genoß so recht den Tag, freute sich des Fleißes der Bienen und beobachtete gewissenhaft die Fluglöcher. Dabei fielen ihm schließlich die Augenlider zu, und der Kopf sank auf die Brust herab.
Unserem Bienenvater im Schulzimmer wurde langsam die Zeit lang: „Vater hat immer noch nicht geflötet, sollte es heute wieder keinen Schwarm geben? Da muß ich doch selber mal nachsehen“. Und in der nächsten Pause — es war bereits 11 Uhr — eilte er über den Hof in den Garten. Plötzlich blieb er jedoch wie angewurzelt stehen, denn was er da erblickte, war so drollig, wohl einmalig, daß er aus dem Staunen nicht herauskam. Der alte Herr schlief und schnarchte, während ihn einige Bie-