Heft 
(1958) 3
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Mumie gesetzt werden und noch keine endgültig befriedigende Erklärung geben, so dürfen wir mit wissenschaftlichem Ernst noch eine letzte Er­klärung hinzufügen, über die die Forschung noch keine letzte Klarheit schaffen konnte: die Möglichkeit noch unbekannter Strahlungen, die die Verwesung hindern! Bezüglich der schon erwähntenBleikammern sind diese Untersuchungen positiv ausgefallen, und es wäre also nicht ausge­schlossen, daß die Grabstätte des Kahlbutz ob sie heute noch am gleichen Platze sich befindet, dürfte schwer festzustellen sein! vielleicht solchen konservierenden Strahlen ausgesetzt war. Von einem etwa 70 kg wiegenden Körper sind noch rund 10 kg übriggeblieben, und ein menschlicher Eingriff an der Leiche konnte nicht festgestellt werden, so daß der endgültigen Lösung des Tatbestandes noch viele Fragen gegenüberstehen, die auch einmal beantwortet werden, wenn ähnlichliegende Fälle das Bild. ab­runden. Durch nachfolgende Tatsache scheint die Vermutung, daß auch irgendwelche noch nicht erforschte Strahlungen in unserer Heimat die Mumifizierung begünstigen, gestützt zu werden: In ortsgeschichtlichen Aufzeichnungen des hiesigen Heimatforschers Dr. Wegener findet sich die Feststellung, daß die kleinere der beiden Friedhofskapellen, die jetzt als Leichenhalle dient, ursprünglich das Erbbegräbnis des Oberpredigers Dr. Heinrich Bauer und der von ihm aus Italien nach hier angesiedelten Schwestern Torchiana war, deren eine Dr. Bauer geheiratet hatte. Im gleichen Jahre starben Dr. Bauer und seine Frau (1846) und wurden in der Kapelle beigesetzt. 1928 wurde die Kapelle dann zur Leichenhalle be­stimmt und dabei auch die Frage nach dem weiteren Verbleib der Särge gestellt, und hier zitiere ich aus der erwähnten Schrift wörtlich:Als man die Särge öffnete, fand man, daß die Leichen mumifiziert, d. h. luft­getrocknet waren; Dr. Bauer hatte ein Kästchen mit einem toten Kanarien­vogel in der Hand; seine Frau, die im Kindbett gestorben war, hatte den toten Säugling an der Brust. Die Leichen sind nunmehr unter Gewölben beigesetzt.

Für die künstlichen Mumien haben die Gelehrten schon ziemlich genaue Aufschlüsse Zusammentragen können, und es ist bei weitem nicht so, daß dasklassische Land der Mumien, Ägypten, etwa allein die künst­liche Verlederung der Leichen auch von Tierkörpern, wenn siege­heiligte Tiere waren! durchführte. (Der NameMumie kommt von einer arabischen Bezeichnung für Wachs oder Erdharz, das man zur Mumi­fizierung benützte.) Auch die Bewohner der Kanarischen Inseln, die Mexi­kaner, die Peruaner und birmanische Priester huldigten diesem Brauch, der ganz offensichtlich mit dem Glauben an ein Wiederaufleben der toten

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