Frau Jenny Treidel.
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spiele so viel Komödie, wie Du willst, sei so kokett, wie Du willst, ich werde doch nicht so dumm sein, die Weiberwelt und die Welt überhaupt ändern zu wollen, ich Will sie wirklich nicht ändern, auch dann nicht, wenn ich's könnte; nur um Eines muß ich Dich angehen, Du mußt, wie Du Dich vorhin ausdrücktest, die großen Wasser an der rechten Stelle, das heißt also vor den rechten Leuten springen lassen, vor solchen, wo's paßt, wo's hingehört, wo sich's lohnt. Du gehst aber mit Deinen Künsten nicht an die richtige Adresse, denn Du kannst doch nicht ernsthaft daran denken, diesen Leopold Treidel heirathen zu wollen?"
„Warum nicht? Ist er zu jung für mich? Nein. Er stammt aus dem Januar und ich aus dem September; er hat also noch einen Vorsprung von acht Monaten."
„Corinna, Du weißt ja recht gut, wie's liegt und daß er einfach für Dich nicht paßt, weil er zu unbedeutend für Dich ist. Du bist eine aparte Person, vielleicht ein bischen zu sehr, und er ist kaum Durchschnitt. Ein sehr guter Mensch, das muß ich zugeben, hat ein gutes, Weiches Herz, nichts von dem Kiesel, den die Geldleute sonst hier links haben, hat auch leidlich weltmännische Manieren und kann vielleicht einen Dürer'schen Stich von einem Ruppiner Bilderbogen unterscheiden, aber Du würdest Dich doch todt langweilen an seiner Seite. Du, Deines Vaters Tochter, und eigentlich noch klüger als der Alte, Du wirst doch nicht Dein eigentliches Lebensglück wegwerfen wollen, bloß um in einer Villa zu wohnen und einen Landauer zu haben, der dann und wann ein paar alte Hofdamen abholt, oder um Adolar Krola's ramponirten Tenor alle vierzehn Tage den ,Erlkönigs singen zu hören. Es ist nicht möglich, Corinna; Du wirst Dich doch, wegen solches Bettels von Mammon, nicht einem unbedeutenden Menschen an den Hals werfen wollen."
„Nein, Marcell, das Letztere gewiß nicht; ich bin nicht für Zudringlichkeiten. Aber wenn Leopold morgen bei meinem Vater antritt — denn ich fürchte beinah', daß er noch zu denen gehört, die sich, statt der Hauptperson, erst der Nebenpersonen versichern — wenn er also morgen antritt und um diese rechte Hand Deiner Cousine Corinna anhält, so nimmt ihn Corinna und fühlt sich als Ooriuus au Capitols."
„Das ist nicht möglich; Du täuschest Dich, Du spielst mit der Sache. Es ist eine Phantasterei, der Du nach Deiner Art nachhängst."
„Nein, Marcell, Du täuschest Dich, nicht ich; Us ist mein vollkommener Ernst, so sehr, daß ich ein ganz klein wenig davor erschrecke."
„Das ist Dein Gewissen,"
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber so viel will ich Dir ohne Weiteres zugeben, das, wozu der liebe Gott mich so recht eigentlich schuf, das hat nichts zu thun mit einem Treibel'schen Fabrikgeschäft, oder mit einem Holzhof und vielleicht am wenigsten mit einer Hamburger Schwägerin. Aber ein Hang nach Wohlleben, der jetzt alle Welt beherrscht, hat mich auch in der Gewalt, ganz so wie alle Anderen, und so lächerlich und verächtlich es in Deinem Oberlehrers Ohre klingen mag, ich halt' es mehr mit Bonwitt und Littauer als mit einer kleinen Schneiderin, die schon um acht Uhr früh kommt und eine merkwürdige Hof- und Hinterstubenatmosphäre mit ins Haus bringt, und zum zweiten Früh-
Deutsche Rundschau. XVIII, 4. 3