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Deuycke Rundschau.
gegeben. Am 15. April erschien die erste der zahlreichen Pariser Deputationen, welche die Ausstoßung von zweiundzwanzig Mitgliedern der „Staatsmänner- Partei" verlangten, am 29. April wurde Marat vom Revolutionstribunal freigesprochen, während der ersten Hälfte des Mai die Proscription der Gironde vom Gemeinderath und den diesen anhängenden Sectionen öffentlich gepredigt. Als der Convent sich endlich ermannte und die Niedersetzung einer aus zwölf Mitgliedern bestehenden Commission beschloß, welche „die Handlungen des Gemeinderaths" prüfen und dem Convente darüber berichten sollte (18. Mai), war es zu spät. Den Beschluß, der den städtischen Machthabern eine bis in die Septembertage zurückgehende Untersuchung androhte, beantwortete die Commune mit dem Ausstand vom 25. Mai. In dem Wahn, dieser Bewegung Schranken setzen und die Sache durch Zurückziehung des Beschlusses vom 18. Mai beilegen zu können, nahm der durch die Untersuchung mitbedrohte Danton an den Vorbereitungen zu der Emeute Theil. Der Verlaus derselben sollte ihn darüber belehren, daß die Tage seines Einflusses gezählt seien, und daß die Geister, welche er herausbeschwören geholfen, nicht mehr zu bannen seien. Der girondistische Zwölserausschuß ließ vier der angesehensten Mitglieder der Commune verhaften, und als die empörten Sectionen die Freilassung derselben zu erzwingen versuchten, antwortete der Girondist Jsnard mit der Drohung, daß eine Antastung der Volksvertretung die beleidigte französische Nation dazu bringen könne, das meuterische Paris vom Angesicht der Erde zu vertilgen. Damit war der Commune ein Fehdehandschuh hingeworsen, dessen Aufnahme zur Vernichtung einer der streitenden Parteien, wenn nicht beider führen mußte. Danton's Versuche, einen Vergleich aus Grundlage der Wiederaufhebung der Zwölfercommission zu Stande zu bringen, sielen ohnmächtig zu Boden. Die Commission wurde aufgehoben, die Sieger aber verlangten die Auslieferung der Männer, welche Paris bedroht hatten, und bezeichnten jede Vermittelung als Verrath an der Sache der Revolution. Als der Wohlfahrtsausschuß am Abend des 31. Mai zur Berathung der Lage zusammentrat, sprach der Justizminister Garat die Meinung ans, es sei nur noch ein Mittel zur Rettung der Girondistenhäupter übrig geblieben. Die zweiundzwanzig zumeist angefochtenen Depntirten sollten ihre Mandate niederlegen und ebenso viele Abgeordnete des Berges als Geiseln nach Bordeaux gehen, um die Sicherheit ihrer Collegen zu verbürgen. Mit von Thränen erstickter Stimme erbot Danton sich, diesen Vorschlag vor den Convent zu bringen und als erste Geisel in die Hauptstadt der Gironde abzureisen. Die am folgenden Tage einlaufenden Nachrichten von royalistischen Erhebungen in Lyon und der Vendse führten indessen eine Erregung herbei, welche jede Initiative des Wohlfahrtsausschusses unmöglich machte, und am 2. Juni eben fand die schmachvolle Einschließung der Volksvertretung durch die Scharen Henriot's statt, welche den Depntirten den Abzug verwehrten und die Verhaftung der Zweiundzwanzig erzwangen. So tief war Danton's Ansehen gesunken, daß sein Antrag auf Verhaftung des meuterischen Bürgergenerals in dem allgemeinen Getümmel spurlos verhallte und daß Marat der entwürdigten Versammlung seinen Willen dictatorisch aufzwingen konnte.
(Schlußartikel im nächsten Heft.)