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Deutsche Rundschau.
ringe mit bunten Glasperlen und ein Hirtentäschchen mitgebracht, auch ein paar Schnürstiefel, die liegen neben ihm, und er sieht sie mit strahlenden Augen an.
Das Lied der Frau habe ich ausgeschrieben, es ist schön im arabischen Text — hier die Übersetzung:
Arubi.
In der Sabbathnacht Währte die Seligkeit,
In der Sonntagsnacht Mußten wir scheiden.
War je eine Nacht Süßer denn sie?
Anmuthsvoll barg sich Die Sonne im Dunkel,
Eilete nicht Dem Aufgang zu.
Ich aber gramvoll,
Tags nach der Trennung Schnitt mir die Hand.
Doch wie der Arzt Prüfend sie faßt:
„Was fühlst Du die Hand?
Schmerzt's doch im Herzen."
Und der Arzt:
„So trinke,
Wasser von Rosen."
Und ich: „Was helfen Holz mir und Dornen?"
Er wiederum: „Schlürfe Saft von der Rebe."
Und ich: „Was kommt mir Von Weinstock und Traube?"
„Nun denn, so nimm Honig, den süßen."
„Kam Heilung je Von Bienenwaben?"
Da sprach der Arzt:
„Dich dürstet nach Wasser der Liebe."
Und ich als Erwid'rung:
„Wahrlich, o Herr,
Von ihr allein,
Von ihren Lippen Trink' ich Genesung!"
Thränen, fluthenweis,
Dunkeln darob Dem Weisen das Aug'.
Weinend spricht er:
„Allah, fürwahr!
Trennung schaffend,
Ewig, allmächtig.
Allah einzig Heilet allein!"
(Schluß im nächsten Heft.)