Reue Briefe von Gentz.
Mitgetheilt
von
Eugen Guglia.
In dem Nachlaß des 1889 zu Venedig verstorbenen k. k. Generalconsuls Alexander Freiherrn v. Warsberg fand sich eine Anzahl noch nngedruckter Briese Friedrichs v. Gentz. Warsberg, der sich der Freundschaft des greisen Prokesch-Osten erfreut hatte, war wie dieser ein enthusiastischer Verehrer des großen deutschen Publicisten, er sah in ihm einen Lehrmeister auch für die politischen Schriftsteller der Gegenwart. Unablässig ging er darum den Spuren seines Lebens und Wirkens nach, und als er im Ministerium des Auswärtigen zu Wien dreiundzwanzig ungedruckte Schreiben desselben an Pilat fand, nahm er sorgfältige Abschriften davon. Ein ganz außergewöhnliches Glück aber sah er darin — so äußerte er sich noch kurz vor seinem Tode gegen den Schreiber dieser Zeilen — daß er im Februar 1889 durch eine Schenkung in den Besitz von mehr als dreihundert Originalbriesen von Gentz gelangte, von denen bis dahin kein einziger veröffentlicht worden war. Einige wenige von diesen sind gleichfalls an Pilat gerichtet, die meisten an die Gräfin Eleonore Fuchs.
Was die letzteren betrifft, so sind sie von ziemlich geringem Interesse für ein größeres Publicum: es sind beinahe nur Verabredungen für den Tag oder Abend zu einem Diner, einer Spielpartie, einer Ausfahrt, selten nur fällt ein Wort über Tagesereignisse, Bücher, Begegnungen. Eine kleine Auswahl haben wir übrigens bereits in der Wiener „Neuen Freien Presse" (Nr. 9651 und 52, vom 10. und II.Juliv. I.) veröffentlicht. Dagegen dürfen die Briefe an Pilat aus Theilnahme in weiteren Kreisen rechnen: wir wollen von den sechsundzwanzig Briefen (ein Original, die übrigen Abschriften) hier einige vorlegen.
Die Beziehungen von Gentz zu Joses Anton Pilat sind längst bekannt. Aus Pilalls Nachlaß hat schon 1868 der früh verstorbene Heidelberger Professor Karl Mendelssohn-Bartholdy zwei Bände höchst interessanter Briese an Gentz veröffentlicht. Erinnern wir hier daran, daß Pilat, geboren 1782 zu Augsburg, schon 1804 zu Berlin als Privatsecretär in Dienste des Grasen Metternich getreten war, diesen zwei Jahre später aus seinen Pariser Botschafterposten begleitete und 1811 die Redaction des „Oesterreichischen Beobachters", die bis dahin Friedrich Schlegel geführt hatte, übernahm. Gentz nun schrieb sehr viel für den „Beobachter". Diese Zeitung war das Organ, durch welches das österreichische Cabiuet — nach dem Ausspruch des Fürsten Metternich — auf die Stimmung in Deutschland und in Europa zu wirken gedachte. So verband die beiden Männer zuerst ein geschäftliches Verhältniß; bald