Ubaldino Peruzzi.
Bon
Otto Hartwig.
Mit Ubaldino Peruzzi (geb. am 2. April 1822, gest. am 9. September 1891) ist der letzte der Staatsmänner dahingegangen, die sich in den Jahren der Erhebung der italienischen Nation und der Ausbildung ihres einheitlichen Staatswesens die größten Verdienste um ihr Vaterland erworben haben. Aber fast noch Größeres hat er für seine geliebte Vaterstadt, das schöne Florenz, geleistet. In der „Nuova An- tologia" vom 16. September schließt ein ausgezeichneter Staatsmann und Schriftsteller den Nachruf auf den edlen Todten mit der Weissagung, Florenz werde sich stets Peruzzi's mit derselben Liebe und Dankbarkeit erinnern wie Athen des Perikles. Das mag übertrieben klingen. Aber wahr ist doch, daß seit Jahrhunderten kein Mann auf die Umgestaltung und Verschönerung der unvergleichlichen Stadt einen so eingreifenden Einfluß ausgeübt hat, wie Peruzzi. Die Geschicke Italiens hatten es mit sich gebracht, daß sie mit denen von Florenz in ganz besonderer Weise verschlungen wurden und die Interessen der Nation mit denen der Arnostadt vorübergehend in Conflict geriethen. Wie hätte es da nicht geschehen sollen, daß auch der Mann von ihm ergriffen wurde, der, wie kaum ein anderer, ein guter Italiener und ein guter Florentiner war. Dieser Conflict ist es denn auch gewesen, der im Leben Peruzzi^s den tragischen Knoten geschürzt hat, und unter dem der treffliche Mann gar manches Jahr seines arbeitsfrohen Lebens hat leiden müssen. Aber schließlich ist ihm doch noch im Leben und dann auch im Tode von seinem Könige und allem Volke die Anerkennung im vollsten Maße zu Theil geworden, die sein treues und uneigennütziges Schaffen verdient hat.
Ubaldino Peruzzi gehörte einem alten, echt florentinischen Geschlechte an, das im dreizehnten Jahrhundert gleichzeitig mit dem großen politischen und commerciellen Aufschwung der Stadt in Blüthe kam. Schon zu Dantes Zeit saß die Familie, die dem Feudaladel nicht angehörte, in dem Hause, das sie in die Umfassungsmauern des alten römischen Amphitheaters (Parlagio) eingebaut hatte. Von der benachbarten Uorta äalla poi-L hat sie sich wohl genannt und in ihr Wappen die Birnen genommen. Sehr rasch ist sie in dieser Zeit der „suditi ZuaäaZui" reich geworden. In Frankreich und England bis nach Cypern hatte sie vierzehn Comptoire. Sie war es, die mit ihrem Gelde den König Philipp den Schönen von Frankreich unterstützte, als er den gewaltigen Papst Bonifacius VIII. in Anagni durch seine Scharen überfallen ließ. Im Jahre 1310 wohnte König Robert von Neapel bei feinem Aufenthalte in Florenz in dem Palaste der reichen Handelsherren. Man hat noch in dem Hauptbuche der Compagnia Peruzzi, das uns zum Theil erhalten ist, die Rechnung darüber, welche Ausgaben den Gastgebern bei Gelegenheit dieses hohen Besuches erwachsen sind. Bald kamen aber schwere Zeiten über die Florentiner Geldfürsten. König Eduard III. von England