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Deutsche Rundschau.
Vater des Bräutigams im Wahnsinn gestorben ist. Nun gibt es eine Weile Unruhe, Verwirrung und die abenteuerlichsten Auskunstsmittel hinüber und herüber, bis sich herausstellt, daß Didier nach der Aussage der Merzte völlig gesund ist und daß auch von erblicher Belastung nicht die Rede sein könne, da sich erst zwei oder drei Jahre nach seiner Geburt bei seinem Vater das Gehirnleiden als Folge eines Sonnenstiches entwickelt habe, und der Heirath des Verliebten kein Hinderniß mehr im Wege steht. Dies thörichte Spielen mit einer schwierigen wissenschaftlichen Frage lähmt jede tiesere Theilnahme und wirkt schädigend auch aus die anmuthige Idylle der ersten Acte zurück; man glaubt von dem Dichter absichtlich genarrt worden zu sein. Das verstimmt nicht nur die Jbsenstche Gemeinde. So leichten Kaufes, wie es hier Alphonse Daudet versucht hat, wird man die bösen Geister nicht los, wenn man sie unvorsichtiger Weise herausbeschworen hat; nicht durch ein Taschenspielerkunststück, nur durch die idealistische Betrachtung des Lebens überwindet man sie in der Kunst.
Karl Frenzel.