Der Amversttätsuntenicht und die Astronomie').
Von
Wilhelm Foerster.
Seit dem nächst vorhergegangenen Rectorat eines Professors der Astronomie an der hiesigen Universität, nämlich dem Rectorat meines theuren Lehrers und Amtsvorgängers Encke, sind achtunddreißig Jahre verflossen.
Es läge nahe, heute des hochverdienten Astronomen und Universitätslehrers eingehender zu gedenken, da vor wenigen Wochen, am 23. September, der Säcular- tag seiner Geburt, ohne besondere Feier seitens der deutschen Astronomen, nur in stiller Erinnerung begangen worden ist. Indessen dürfte die gelegentliche Nachholung einer solchen Säcularbetrachtung weder der Aufgabe eines an dieser Stelle am heutigen Jahrestage Redenden, noch der Pietät entsprechend erscheinen.
Sei es mir daher gestattet, mich auf diese kurze Erwähnung des meinem Herzen theuren Gedächtnißtages zu beschränken, zum Gegenstände meiner näheren Darlegungen aber, anschließend an einige in Encke^s Rectoratsreden nur angedeutete Gesichtspunkte, eine Betrachtung der Stellung zu wählen, welche die Astronomie innerhalb der Naturwissenschaften und zu den Geisteswissenschasten im Universitätsunterricht einnimmt, und daran einige Bemerkungen über die zwischen dem Universitätsunterricht und dem Unterricht auf den technischen Hochschulen, auch auf naturwissenschaftlichem Gebiete festzuhaltenden Unterschiede zu knüpfen.
Unser Vorlesungsverzeichniß führt die Astronomie nicht unter den Naturwissenschaften, sondern unter den mathematischen Wissenschaften auf, allerdings in einer gewissen Sonderung von der Mathematik als eine Art von Uebergangs- stufe zu den Naturwissenschaften.
Diese der Astronomie zuertheilte Stellung außerhalb der Naturwissenschaften ist dem wahren Sachverhalt nicht entsprechend, aber sie ist ein Denkmal der besonderen Bedeutung, welche die Astronomie in der Entwicklung sowohl der
U Rede bei Uebernahme des Rectorats, gehalten in der Königlichen Friedrich - Wilhelms- Universität zu Berlin am 15. October 1891.