Der Universitätsunterricht und die Astronomie.
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sonders hinsichtlich der Sonnenfinsternißberichte in den ältesten Aufzeichnungen der asiatischen Culturentwicklung außerordentlich hohe Bedeutung für fundamentale astronomische Fragen, z. B- für die Frage der Veränderlichkeit unseres Zeitmaßes, erlangen können.
Von allen Naturwissenschaften ist also die Astronomie diejenige, welche am meisten der „IlnivkiÄtas" des Zusammenwirkens der Wissenschaften bedarf, aber dasselbe auch in besonders hohem Grade in aller Zukunft zu erhalten und zu fördern geeignet ist.
Und gerade an diese besondere Vorbildlichkeit der Astronomie knüpft sich am zwanglosesten und einleuchtendsten, wie ich glaube, eine Betrachtung an über die vorhandenen und über die wünschenswerthen und zweckentsprechenden Verschiedenheiten zwischen der Behandlung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes auf den Universitäten und aus den technischen Hochschulen.
Mancherlei Bestrebungen sind auf Verwischung dieser Verschiedenheiten, ja sogar auf die Verschmelzung des UniversitätsUnterrichts und des höheren technischen Unterrichts auf naturwissenschaftlichem und mathematischem Gebiete gerichtet. Mir selber ist der aus Mißverständnissen entsprungene Vorwurf nicht erspart geblieben, daß ich Bestrebungen letzterer Richtung wenigstens mittelbar gefördert hätte, indem ich dazu geholfen, an der Universität Lehrstühle zu errichten, die eigentlich nur an die technischen Hochschulen gehört hätten.
Der wesentliche Kern der fraglichen Verschiedenheit der Ausgaben und ihrer Behandlung besteht offenbar darin, daß der mathematisch-naturwissenschaftliche Unterricht der technischen Hochschulen hauptsächlich zur unmittelbaren Anwendung der erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in der wirthschastlichen Arbeit und in den materiell gestaltenden Thätigkeiten verschiedenster Art ausrüsten soll. Dieser Unterricht soll sich zwar ebenfalls einen möglichst hohen Grad von echt wissenschaftlicher Durchbildung der Lernenden zum Ziel setzen; denn diese Durchbildung ist auch die sicherste Grundlage aller Solidität und Gewandtheit praktischen Könnens. Aber eben die Sicherung dieses Könnens darf und soll durchaus im Vordergründe stehen.
Es wäre irrig, einen solchen Unterricht mit historischen, kritischen, methodologischen und erkenntniß-theoretischen Untersuchungen oder Darlegungen beladen zu wollen, ebenso wie es ein Jrrthum und ein Unrecht wäre, Forschungen und Unterweisungen letzterer Art, welche einer gewissen Stille bedürfen, und welche aus naturwissenschaftlichem Felde ebenso unentbehrlich sind, wie auf dem Gebiete der Geisteswissenschaften, durch die drängenden Forderungen der unmittelbaren Anwendung einschränken und verkümmern zu wollen.
Diese generelle Unterscheidung setzt aber in keiner Weise die wissenschaftliche Bedeutung des Unterrichts an den technischen Hochschulen herab.
Ganz abgesehen davon, daß bedeutenden wissenschaftlichen Männern auch aus den technischen Hochschulen durch generelle Bestimmungen und Arbeitsrichtungen keinerlei Abbruch in der eigenartigen Ausbreitung und Vertiefung ihrer Wirksamkeit nach den verschiedensten Seiten geschehen wird und darf, werden die Lehrer und Schüler der technischen Hochschulen gerade bei der vorerwähnten Fassung der Lehrausgaben häufiger bahnbrechende Forscher auf natur-