Ein Thronerbe als Diplomat.
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Haus an den Tag legten; und dies in einem Augenblick, wo Höchstdieselben im Begriffe standen, sich mit den wichtigsten Interessen der hohen Politik und mit der allgemeinen Pacification Europas zu beschäftigen. Sire! Sie halten das Glück aller Völker in Ihrer Hand. Aber Ew. Majestät haben insbesondere mein Haus und meine Lande zu unwandelbarer Ergebenheit verpflichtet durch die edle und großherzige Art,
mit der Sie uns unsere Existenz wiedergegeben haben.Ew. Majestät wolle
mir gestatten, meinen Sohn, den Erbprinzen zu Höchst-Jhnen zu senden, um persönlich meine ehrerbietigsten Huldigungen zu überbringen. Er wird, durchdrungen von den Empfindungen, die ihn selbst für Ew. Majestät beseelen, der beste Dolmetscher der Gefühle meiner aufrichtigen und treuen Ergebenheit sein.
Indem ich meine Wünsche und Interessen, wie überhaupt mein ganzes Geschick in Höchst-Jhre Hände lege, wage ich, gestützt auf Ew. Majestät mächtigen Schutz, mich der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft und eine weniger peinliche Lage hinzugeben.
Ich bitte Ew. Majestät, die Versicherungen der tiefsten Ehrfurcht und der unverbrüchlichen Anhänglichkeit zu genehmigen, mit welchen ich zu verharren die Ehre habe als Ew. Majestät sehr ergebener Vetter und gehorsamer Diener-
Friedrich Franz,
Herzog von Mecklenburg-Schwerin."
Der Erbprinz, dessen Ankunft dieser Brief meldete, trat seine Reise am 7. Juli an und nahm seinen Weg über Schwerin, Anklam und Danzig zunächst nach Tilsit, wo er die Monarchen noch zu finden hoffte. Er war begleitet von seinem Hofches, dem Kammerherrn von Oertzen, und dem russischen Feldjäger, der den Brief des Zaren überbracht hatte. Der Herzog selbst verließ Altona am 10., — seine Familie blieb dort noch zurück, — übernachtete in Boizenburg und hielt am 11. seinen feierlichen Einzug in Schwerin. Alle Orte, die er aus der Fahrt berührte, waren festlich geschmückt. Ueberall strömte die Landbevölkerung herbei und stellte sich am Wege auf, um den heimkehrenden Landesherrn zu begrüßen, lieber den Einzug in Schwerin brachte die „Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unparthehischen Correspondenten" vom 17. Juli einen ausführlichen Bericht, dem wir folgende Einzelheiten entnehmen.
In Pampow, etwa eine halbe Meile vor der Stadt, wurde der Herzog von den beiden Ministern, Grafen v. Bassewitz und Freiherrn v. Brandenstein, sowie von dem Generalgouverneur Laval empfangen, welcher von einem glänzenden Stabe und einem Detachement des spanischen Cavallerie-Regiments Villa Viciosa begleitet war. Der Herzog verließ den Reisewagen und stieg zu Pferde. 24 Postillone, die Schweriner Bürger- und Kausmannsgarde, sämmtliche Oberförster und Förster, viele Pächter, die Hofjägerschaft, alle beritten, Waren dem Herzog entgegengezogen und bildeten einen stattlichen Reitertrupp, der nun in die Stadt durch das Mühlenthor einritt. Der Zug ging über den Altmarkt nach dem Schloß. Ueberall Ehrenpforten, Deputationen, Ansprachen, Blumen streuende Mädchen u. s. w. Die Gewerke und das spanische Infanterie-Regiment Katalonien bildeten Spalier. Im Gefolge des Herzogs befanden sich auch die Herren v. Plessen, v. Boddien und v. Bülow, welche das Exil getheilt hatten. An der Schloßtreppe wurden „Serenissimus von dem ganzen zur Cour in Gala versammelten Hofe, den sämmtlichen Dikasterien, der Geistlichkeit und dem Militär complimentirt. Gleich nach der Ankunft auf dem Schlosse entließ der Herr Gouverneur, General Laval, in Gegenwart des Hofes, der Landes- und übrigen