Heft 
(1892) 70
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Deutsche Rundschau.

Deputationen, sämmtliche Landes - Autoritäten ihres dem Kayser der Franzosen und König von Italien geleisteten Eides und überwies dieselben im Namen Sr. Majestät wieder an den Durchlauchtigsten Herzog, als ihren Souverain. Gegen 5 Uhr ritten Serenissimus in Begleitung des Gouverneurs Laval, unter Vor- reitung der Bürger- und Kaufmannsgarde und Vortretung sämmtlicher jungen Mädchen, auch Paradirung der Bürgerschaft und Gewerke, nach dem Palais der Herzogin Frau Mutter. Auf dem Palais speiseten Serenissimus mit der Herzogin Frau Mutter, dem Gouverneur Laval und dem von Sr. Durchl. dem Herzog von Mecklenburg-Strelitz zum Complimentiren geschickten Cavalier, Kammerherr von Schmalensee, en rstraUe. Des Abends war Tafel auf dem Schlosse. Gegen 11 Uhr brachten die hiesigen Domschüler mit ihren Lehrern an der Spitze dem Durchl. Herzoge ein Vivat mit Musik und Fackeln. Dies geschah auch von einigen der hiesigen Judenschaft, die sich in eine Garde sormirt hatten, und durch ihre Gesetze gehindert worden waren, dem geliebten Landesherrn an diesem Tage entgegenzureiten. Am Sonntage, den 12., war bey Hofe große Galatasel, wozu der Gouverneur Laval nebst den übrigen fremden Generals und Offiziers eingeladen war. Die Spanischen Truppen haben wir im Ganzen sehr bescheiden und in ihren Forderungen genügsam gesunden. An dem Genuß des Biers und des Branntweins müssen sie sich in Deutschland schon ziemlich gewöhnt haben; denn der größere Theil der Gemeinen verschmähte diese Getränke nicht."

Am 13. begab sich der Herzog nach seinem geliebten Ludwigslust und traf am 15. wieder in Altona ein, um sodann am 29. Juli mit seiner Gemahlin, dem Prinzen Gustav und den beiden Enkelkindern definitiv in die Heimath zurück­zukehren. Von Schwerin aus hatte er an den Befehlshaber des in Pommern und Mecklenburg stehenden Observationscorps Marschall Brune ein Schreiben gerichtet, in welchem er ihm die Besitznahme seines Landes anzeigte und ihn zu­gleich bat, das mecklenburgische Gebiet soweit als irgend thunlich mit weiteren Requisitionen für die Truppen zu verschonen. Der Marschall antwortete sehr höflich, daß er an der Restitution des Landes ein lebhaftes, persönliches Interesse nehme, daß er auch nach Kräften bereit sei, dem mecklenburgischen Gebiet weitere Lieferungen zu ersparen.Indessen," fuhr er fort,muß ich Ew. Hoheit er­suchen, für die Armee, die ich befehlige, auch weiter den nöthigen Unterhalt zu beschaffen. Meine Truppen sind zahlreich, und ich muß mich behufs ihrer Ver­pflegung an alle zunächst liegenden Ländergebiete wenden. Ich zweifle nicht, daß mein Souverän, der den loyalen Gesinnungen Ew. Hoheit gerecht geworden ist, sich Ihnen dereinst dankbar bezeigen wird für eine Mitwirkung an dem Unter­halt seiner in Pommern stehenden Armee." In der That vergingen denn auch noch Monate, bis die letzten Durchzüge von Truppen und die Naturalsorderungen völlig aushörten, und das erschöpfte Land daran denken konnte, alle Kräfte für den eigenen Unterhalt und die Heilung der schweren Schäden zu verwenden.

Am 7. Juli war der Friede zwischen Frankreich und Rußland, am 9. der mit Preußen zu Stande gekommen. Die erste Nachricht davon erhielt man durch eine Bekanntmachung des Marschalls Berthier, welche der Generalgouverneur von Berlin publiciren ließ. Die Hamburger Blätter brachten sie erst am 17. An diesem Tage reiste bereits der Erbprinz von Memel nach Petersburg ab,