Ein Thronerbe als Diplomat.
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nachdem er einen Theil seiner Mission erledigt hatte. Wir lassen die Briefe, in welchen er seinem Vater über diese Reise Bericht erstattete, hier im Wortlaut folgen, da sie für den Autor wie für die ganzen damaligen Verhältnisse höchst charakteristisch sind:
„Schwerin, den 8. Julius 1807.
Mein gnädigster Vater! — Wo Worte hernehmen, Ihnen die tobende Ungeduld der hiesigen Bürger, kurz aller Schweriner zu beschreiben, mit welcher dieselben Ihre Ankunst erwarten. Es ist über alle Begriffe, bester Vater, welche Freude hier herrscht, mit welcher grenzenlosen Liebe man an Ihnen hängt. Aus allgemeines Bitten sende ich Ihnen eine Estasette, um Sie zu ersuchen, Ihre Ankunft so viel als möglich zu beschleunigen. Alle mecklenburgischen Offiziers sind in Uniform, die wenigen Gemeinen auch. Aus Bitte meiner lieben Großmutter und des Grasen von Baffewitz habe ich dem General Laval eine Visite gemacht. Hochdieselben waren aber ziemlich unhöflich, jedoch erwiderten Sie mir die Visite den Nachmittag und waren da doch ganz artig.
Die hiesigen garnisonirenden Holländer sind äußerst höflich gegen mich gewesen; der Oberst ist ein sehr braver Mann. Die Artillerie marschirt morgen ab, dafür kommen übermorgen 2000 Mann Spanier an.
Graf Bassewitz hat mir das Verzeichniß aller Verluste gegeben; es beläuft sich auf zehn Millionen Thaler.
Ich kann nicht schließen, ohne Ihnen, bester Vater, noch einmal von meiner kindlichen Dankbarkeit für den gestrigen Tag zu sagen. Ihre Gnade und Güte haben mich manche trübe Stunde der verflossenen sechs Monate vergessen lassen. Innig danke ich Ihnen; möge mein ganzes Dasein Ihrem Dienste gewidmet sein und angewandt werden, Ihnen meine kindliche Liebe zu beweisen. Ihre Gnade und Ihr Zutrauen Zn verdienen, dies ist mein höchster Wunsch. Morgen um vier Uhr reise ich weiter. Gebe der Himmel, daß Sie Ursache haben mögen, von meiner Sendung zufrieden zu sein. Alle mögliche Mühe werde ich mir geben, Ihre Befehle gut zu erfüllen.
Meiner theuren Mutter lege ich mich zu Füßen. Meinen lieben Kindern tausend Segenswünsche. Ewig und unwandelbar meines gnädigsten Vaters unterthänigst treu gehorsamster Sohn Friedrich Ludwig."
„Danzig, den 13. Julius, Morgens um 9 Uhr 1807.
Mein theuerster und gnädigster Vater! — Nach einer sehr glücklichen und schnellen Reise kommen wir eben hier an und werden auch sogleich unsere Reise weiter fortsetzen. Morgen um diese Zeit sind wir in Königsberg. Verschiedentlich hatte man mir unterwegs versichert, daß der Kaiser von Frankreich schon auf seiner Rückreise nach Paris begriffen sei und daß der Kaiser Alexander auch schon nach St. Petersburg abgegangen wäre. Hier aber erfahren wir, daß alle drei Monarchen noch in Tilsit sich befinden. Außer der einen Nacht in Schwerin haben wir keine geschlafen, bloß gestern Abend einige Stunden in Neustadt, um hier heute nicht des Nachts anzukommen. Ohne Aufenthalt werde ich jetzt die Tour vollenden, vielleicht schon übermorgen ankommen. Ich bitte Sie, bester Vater, sich zu überzeugen, daß ich nichts verfehlen werde, um so oft und bestimmt wie möglich Ihnen Nachricht zu geben. Mich Ihrer väterlichen Gnade und Liebe empfehlend, nenne ich mich re."
„Elbingen, den 14. Julius 1807.
Mein gestriger Brief aus Danzig wird meinem gnädigsten Vater gemeldet haben, daß ich hoffte, heute in Königsberg anzukommen. Wie ich aber gestern Nachmittag vier Uhr in Marienburg eintraf, erfuhr ich, daß Se. Majestät, der Kaiser und König Napoleon auf Ihrer Rückreise nach Paris über Posen und Dresden unverzüglich dort eintreffen würden. Ich ging also zum dasigen Gouverneur, General Rivaud, um ihn zu fragen, ob er es angebracht glaube, beim Umspannen der Pferde mich Sr. Majestät