Heft 
(1892) 70
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Deutsche Rundschau.

und auch diese enthält nichts Bestimmtes und gibt keine Aufklärung über das Abgeschlossene.

Heute Mittag habe ich bei dem Kaiser die Bekanntschaft des Fürsten Labanoff Rostowsky gemacht, des nämlichen, welcher bei den Unterhandlungen die ersten Wege gebahnt hat.

Schließlich muß ich noch einmal wiederholen, wie sehr ich Ursache habe, mit meiner hiesigen Aufnahme zufrieden zu sein, und wie ich darauf noch manche frohe Hoffnung baue."

St. Petersburg, den 13..25. Juli 1807.

Nach Tafel nahm mich der Kaiser in sein Cabinet und frug mich, was ich ihm vorzutragen habe. Unsere Unterredung dauerte beinahe zwei Stunden. Ich fing da­mit an, dem Kaiser die vom G. R. Graf v. Bassewitz erhaltene Berechnung der durch den Krieg und die Occupation verursachten Schäden und Kosten zu zeigen und setzte hinzu, wie nun der Kaiser sich wohl von selbst schon den Vortrag würde denken können, welchen ich ihm zu machen hätte. Der Kaiser las diesen Aufsatz genau durch und war sehr theilnehmend über die Größe unseres Verlustes.Was ist nun zu thun?" setzte er hinzu,reden wir einmal darüber." Ich erneuerte den schon oft gemachten Antrag wegen Laueuburg und setzte ausführlich Sr. Majestät auseinander, wie höchst unglücklich es sein würde, wenn dieses Land von England getrennt, irgend einen anderen mächtigen Laudessürsten erhielte. Wie sehr unser Handel vollends zu Grunde gerichtet würde, wie wir von allen Seiten von mächtigeren Nachbarn eingeschlossen mehr oder weniger eine Provinz des Mächtigsten werden würden. Ich stellte dem Kaiser vor, wie es fast unmöglich sei, daß ohne Jndemnisation wir uns jemals er­heben könnten. Ich glaube, keinen Gesichtspunkt ausgelassen zu haben, welcher unfern Wünschen Werth und Gewicht beilegen konnte. Selbst den Fall des Rheinbundes stellte ich vor, wie es meiner Meinung nach bei den jetzigen Umstünden die höchste Schwierigkeit, wo nicht gar Unmöglichkeit werden würde, die dadurch zu übernehmenden Verbindlichkeiten zu erfüllen. Der Kaiser sah alles dieses ganz vollkommen ein, ver­hehlte mir aber nicht, daß er nicht wisse, wie in diesem Augenblick etwas zu machen stehe. Hannover, mithin Lauenburg, sagte er, wäre der Kaiser Napoleon geneigt, an England wieder zu geben, wenn es Frieden machen wolle. Da der hiesige Kaiser den Frieden natürlich wünscht, so ist es freilich unmöglich, Anträge zu machen, welche denselben erschweren könnten. Im Fall England keinen Frieden macht, sind diese Länder bestimmt, zum Königreich Westfalen geschlagen zu werden.

Ich redete auch von Schwedisch-Pommern im Fall der Fortdauer des Krieges mit Schweden, an welchen indessen der Kaiser nicht zu glauben schien. Vielmehr ver- muthete er, daß der König von Schweden, wenn er die jetzige Lage der Dinge erfahren habe, Frieden machen würde.

Eine Summe Geldes auszumitteln, fand auch seine großen Schwierigkeiten. Für den Augenblick sehe ich also keine Hülfe, indessen hat mir der Kaiser versprochen: im Fall, daß kein Frieden mit England und Schweden gemacht würde, und der Kaiser Napoleon über Hannover, d. h. Lauenburg und Pommern disponirte, sich für uns zu dieser Acquisition zu verwenden; auch erlaubte er mir in den gütigsten, und ich darf sagen, freundschaftlichsten Ausdrücken, im vorkommenden Falle so wie stets und in jedem andern mich vertrauensvoll gerade an ihn zu wenden.

Ich stellte dem Kaiser vor, sich bloß bei allem diesen des Sohnes seiner Schwester zu erinnern und zu bedenken, daß dasjenige, was er für das mecklenburgische Haus thäte, ja nur für sein eigenes Blut gethan wäre. Der Kaiser erwiderte sehr gütig, daß sein erster Gedanke beim Frieden unsere Wiedereinsetzung gewesen sei, er aber ver­sichern könne, daß er nicht des Sohnes seiner Schwester gedacht, sondern es aus Freund­schaft für das mecklenburgische Haus gethan habe. Er äußerte auch, daß er gleich da­mals von Jndemnisation geredet habe. Der Kaiser Napoleon schien indessen zu glauben, schon sehr viel zu thun, das Land zurückzugeben. In der That, wenn wir unser