Kn Jahr bei den Maris.
Briese aus den tunesischen Bergen.
X.
25. Januar.
„Gelobt sei der einige Gott!
„Dem hochgeehrten, dem edlen, dem ehrwürdigen Herrn Arzt in Hamada. — Gott segne Euch und sei Euch gnädig. Amen. Der Friede sei mit Euch und der Segen des Herrn — er sei hochgelobt! — und sein Heil! Ich aber bitte sür Euer Gnaden, daß Allah Euch segnen und Eure Wünsche erfüllen möge. Fragt Ihr hinwieder nach unserer Gesundheit, so wisset, wir sind Wohl und leben im Frieden — gelobt sei Allah dafür.
Wir bitten aber Euer Ehren, den Träger dieses Schreibens, den Pilger Mohammed-ben-Mustafa zu untersuchen, welcher an den Augen leidet, und ihm Arznei zu geben — die Genesung jedoch steht bei Allah, dem Erhabenen. So der Herr will, wird er es Euch lohnen. Lebet in Frieden und Glück, das Heil sei mit Euch.
Der vor seinem Herrn und Gott geringe Mohammed-el-Barni.
Gott verzeihe ihm! Amen!"
Der Pilger Mohammed, der früh vor Tagesanbruch an unsere Thür klopfte, um diesen Brief zu überreichen, der auf Pergament geschrieben und im Turban bewahrt worden war, ist ein kleiner halbblinder Greis aus einem grauen Eselchen. Er kam aus der Gegend von Kairuan, drei Tagereisen weit her, mit einem ledernen Sack als einzigem Gepäckstück, das ihm Nachts als Kopfkissen dienen mußte. Diese Ziegenhaut hütete er mit feindseligen Blicken, als sei ein Schatz darin verborgen. Dann und wann griff er hinein und holte eine Handvoll gerösteten Gerstenmehls heraus, das er eine Weile in den Fingern knetete und dann verzehrte. — Als die Augen untersucht und gewaschen wurden, schrie er laut: „Bleibe bei mir, oh Tochter!" So blieb ich bei einer langen Operation und hielt seine Hände, während er mit klagendem Tone rief: „Oh Meister, befreie mich!" Drei Tage verbrachte der wunderliche Alte hier oben, regungslos an einem