Heft 
(1892) 70
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Danton.

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der Letztere aber wußte die Anschuldigungen der Robespierre'schen Notizensamm­lung so pathetisch vorzutragen, so reich mit patriotischen Redensarten zu ver­brämen, daß der Beschluß, Danton und dessen Genossen als Mitschuldige des von Dumouriez und Orleans begangenen Verraths und einer gegen die Sicherheit der Republik gerichteten Verschwörung vor das Revolutionstribunal zu stellen, einstimmig angenommen wurde. Um der Entwürdigung dieses Tages die Krone aufzusetzen, nahm der feige Legendre seine zu Gunsten Danton's gesprochenen Worte zurück, Abends in der Sitzung des Jacobinerclubs erklärte er sogar emphatisch:Wer sich als Gegner dieses Beschlusses bekennt, soll es mit mir zu Ihun haben ich verpflichte mich, ihn zu denunciren."

Am Nachmittage des 31. März hatte der Convent die entscheidende Sitzung abgehalten, am Vormittage des 2. April nahm die gerichtliche Verhandlung ihren Anfang. Als Vorsitzender sungirte Herman, der specielle Landsmann und Freund Robespierre's; unter den Geschworenen werden ein täglicher Genosse desgroßen" Maximilian (der Instrumentenmacher Renaudin), der ihm blindlings ergebene Maler Topino-Lebrun, ein Tauber (der Ex-Marquis Leroy de Mont-Flabert), ein Idiot (Gommey) und der unmittelbar nach Beendigung des Processes zum Oberarzt der Kriegsschule beförderte Chirurg Souberbielle genannt. Unter den Mitangeklagten der Deputirten Danton, Desmoulins und Philippeaux und des General Westermann befanden sich verschiedene Personen, die bereits früher ver­haftet worden waren, die Abgeordneten Fabre d'Eglantine, Härault des Sschelles, Chabot und Andere, zu denen Danton in keinerlei Beziehung gestanden, die als Ausländer indessen geeignet erschienen, das Vorhandensein einerVerschwörung mit dem Auslande" wahrscheinlich zu machen: die deutschen Banquiers Frey (Schwäger des Mitangeklagten Ex-Capuziners Chabot), der Spanier Guzman, ein Däne Diedrichsen u. s. w. Die Anklage wurde durch Fouquier-Tinville ver­treten; wegen des nahen Verwandtschaftsverhältnisses, in welchem derselbe zu Camille Desmoulins stand, war ihm indessen in der Person Fleuriot-Lescaut's (eines aus Belgien gebürtigen Architekten, den Robespierre wenig später zum Maire von Paris machte) ein Gehülfe, bezw. Aufpasser beigegeben worden. In der Loge des Gerichts-Buchdruckers Nicolas, eines extremen Jacobiners und Freundes der Machthaber, wurden während der Verhandlung die Gesichter mehrerer Mitglieder des Sicherheitsausschusses gesehen, welche der Procedur mit gespannter Aufmerksamkeit folgten.

Anklageacte und Verhandlungsprotokoll des gegen Danton und Genossen ge­führten Processes sind nach dem Wortlaut der bei Nicolas gedruckten officiellen Berichte von Buchez und Roux, zweien eingefleischten Robespierre-Pfaffen, in dem vierunddreißigsten Bande derNistoirs Mi'lsmöntairs" wiedergegeben worden. Nach Meinung Michelet's ist das Protocoll in tendenziöser Weise gefälscht und der wesentlichsten, zu Gunsten der Angeklagten lautenden Momente entkleidet worden. Beweisen läßt sich nur, daß die Verhandlungen der beiden ersten Tage (2. und 3. April) vermengt und daß Danton's ausführliche Reden auf einen ungebührlich engen Raum zusammengedrängt worden sind. Unter allen Um­ständen haben die angeblichen Fälscher ihr Handwerk aber nur schlecht verstanden: monströserer Unsinn, als Anklageacte und Jnquisitorium dieses Processes ent-