Giovanni Battista de Rossi.
277
Ausnutzung aller Umstände, die wir an ihm bewundern. Die Topographie der „Roma «Merransa" war, als er ans Werk,ging, total verwirrt und verdunkelt; fabelhafte Angaben, wie die von der Bestattung der hl. Cäcilia in dem unter S. Sebastians gelegenen Cömeterium, erschwerten die Orientirung. Es galt hier zuerst reinen Tisch zu schaffen. De Rossi griff aus die einzig richtige topographische Methode Bosio's zurück, studirte vor Allem die uns von dem christlichen Alterthum selbst hinterlassenen topographischen Notizen, die Angaben der Jtinerarien, untersuchte die Bibliotheken Deutschlands, Italiens, Frankreichs auf diesen Zweck hin und stellte so das Netz der unterirdischen Begräbnißstätten — zunächst auf dem Papier — wieder her. Die Ausgrabungen bestätigten in glänzendster Weise seine Kombinationen. Seit er im Jahre 1849 in dem Keller eines Weinberges an der Via Appia, nicht weit diesseits S. Sebastians, auf dem Bruchstück einer Marmorplatte die Reste der Grabschrift des Papstes Cornelius entdeckt, that sich das große, offizielle Cömeterium des dritten Jahrhunderts allmälig vor ihm aus. Er wußte, daß die Krypta des hl. Cornelius nicht weit von derjenigen der hl. Cäcilia liegen müsse, daß neben dieser die Papstgruft zu suchen sei, in welcher die römischen Bischöfe des dritten Jahrhunderts beigesetzt waren. 1852 stieß er auf die Krypta des Cornelius; 1854 drang er endlich in die Papstgruft ein, an deren Boden noch in hundertundfünfundzwanzig Bruchstücken die einst von Papst Damasus gedichtete Inschrift zerstreut lag. Mit dieser glanzvollen Entdeckung waren der christlichen Alterthumskunde ganz neue, unerwartete und höchst ergiebige Perspectiven eröffnet. Die Aufdeckung der Krypten des Eusebius, die der sog. Sacramentscapellen, und mit den letztem überraschende Einblicke in die Geheimnisse der altchristlichen Liturgie, kurz die Aufdeckung des ganzen Cömeteriums des hl. Callistus reihte sich an diese ersten Funde. Die Ausgrabungen an der Via Ardeatina führten de Rossi zu neuen Triumphen seiner Methode und seiner ausdauernden Hingabe. Im Jahre 1865 wurde das mit Wandmalereien des ausgehenden ersten und beginnenden zweiten Jahrhunderts, ganz im pompejanischen Stil geschmückte Vestibulum der großen Domitillakatakombe bloßgelegt, in welcher sich die frühesten christlichen Grabanlagen und Bilder fanden, Werke jener Zeit nahestehend, in der das Flavische Kaiserhaus dies Terrain besaß und ein Mitglied desselben, Flavia Domitilla, es für sich und die Ihrigen zur Begräbnißstätte bestimmte. Die Ausgrabungen zu diesem, nach mancher Richtung wichtigsten Cömeterium wurden 1874 durch einen Hauptersolg gekrönt, als die Reste der 395 n. Ehr. vollendeten Basilika der hl. Petronilla zu Tage traten. Ich habe diesen Ausgrabungen öfter beigewohnt; stundenlang durchwanderten wir, de Rosst und ich, die Galerieen, welche nun fast anderthalbtausend Jahre von ununterbrochenem Schweigen bedeckt waren; auf Schritt und Tritt konnte ich bewundern, wie die kühnsten Kombinationen des Meisters sich bewahrheiteten, und die Steine das Glück und den Ruhm des großen Alterthumsforschers erzählten. Andere Schlachtfelder, auf denen er nicht mindere Siege erfocht, boten die Katakomben des Prätextat, und in noch höherem Maße diejenige von S. Priscilla an der salarischen Straße dar, wo die berühmte Madonna mit dem auf den Stern deutenden Propheten, ein Werk aus dem Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts, zu Tage trat; wo weiter eine ganze große Familie von Inschriften