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Deutsche Rundschau.
Macht, die ihm die großherzige Beschützerin seiner Studien gewesen ist, treu geblieben, ist er den höchsten Ehren und Aemtern ausgewichen, die ihm von anderer Seite gerne wären zugeworfen worden. Staatsmann im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist er nie gewesen. Aber es gibt Männer, die in einem höheren Sinne Staatsmänner sind, als diejenigen, welche in den Kammern reden oder auf Ministerfauteuils sitzen: Freunde ihres Volkes und ihres Souveräns, frei von Ehrgeiz und Selbstsucht, bleiben sie stille Beobachter des ewigen Kreislaufes menschlicher Dinge, um nur von Zeit zu Zeit, und auch da meist nur hinter der Schaubühne, in die Action zu treten, wenn es gilt, gut zu machen, was die Thor- heit der officiellen Staatsmänner verdorben, zu ergreifen, was Unfähigkeit oder Leidenschaft nicht sieht oder sehen will. Nicht selten ist de Rossi in der Lage gewesen, seine staatsmännische Einsicht in dieser Weise zu bewähren. Es ist nicht meine Absicht, darüber mehr zu sagen, so wenig, wie ich daran denken kann, aus Dinge einzugehen, welche uns in Deutschland viel mehr noch als die italienischen Angelegenheiten berühren. Ich muß es mir namentlich versagen, von jenem Werke des Friedens und der Versöhnung zu sprechen, an dem wir beide Jahre lang zusammen gearbeitet haben: die Kenntniß dieser Vorgänge, denke ich, werden wir beide, de Rossi und ich, mit ins Grab nehmen. Es wäre mir nicht möglich, über die intimsten Phasen aus der Kirchenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte zu sprechen, ohne den Undank der Einen, den Unverstand der Anderen anzuklagen. Beides ist kein Geschäft, welches meiner Neigung entspricht.
Hier und heute handelte es sich nur darum, meinen deutschen Lesern die Gestalt des großen Gelehrten vorzuführen, dessen Ehrentag wir Archäologen demnächst begehen. Wie vieles Andere hätte ich von ihm zu sagen, wollte oder dürfte ich ihn schildern nach seinen menschlich-edeln Eigenschaften, nach seiner Stellung in der Familie, in der Gesellschaft, nach seinem Denken, Empfinden, Leben als Christ. Ich weiß nicht, ob es je einen großen Forscher auf unserm Gebiete gegeben hat, der wie de Rossi innerlich gestimmt war. Während seine Tagesarbeit ganz den Resten einer großen Vergangenheit galt und sein Fuß nn- ermüdet nach ihnen den Boden der irdischen Heimath durchwühlte, war sein inneres Auge immer und unverwandt auf das Jenseits gerichtet. Alle Erfolge und Ehren konnten ihn nicht hinwegtäuschen über das, was unser gemeinsamer Lieblingsschriftsteller „oxiliuin eoräis" genannt hat. Von all' dem sei hier geschwiegen, und geschwiegen von dem, was der Freund über den Freund zu sagen hätte, wäre Solches gestattet, so lange man unter den Lebenden geht. Ich lasse ihm lieber selbst das Wort, indem ich die Jndiscretion auf mich nehme, den Schlußpassus eines Brieses mitzutheilen, in dem der große und theuere Meister sich selber malt: „tr68 eüer aini," schreibt er einmal einem seiner Freunde, „js vou8 aiino xareoguo jo V0I8 gu6 VOU8 avox 8urtout 6t avant tont 16 eults Zu Lion 6t Zo 1a voritch tollo guo äoivont l'ontonZro 168 Odrotioim, 168 vram Oürotiorm. ?a^6x-nioi 6n rotour Z'un nionio arnour; 6t i'6»aräon8 Io eiol au nnliou Z68 t6inp6t68 Zo eotto oraMU86 xorioZo."