Gustav von Looper.
(Geb. 22. September 1822, gest. 13. December 1891.)
Als im Juni 1885 die deutsche Goethe-Gesellschaft zusammentrat, um ein köstliches Erbe zu wahren und auszubreiten, beries sie an ihre Spitze neben Wilhelm Scherer zwei Männer, die ihr als würdigste Vertreter dessen erschienen, was unser Heros Eponymos „ruhige Bildung" nannte: Eduard Simson, den ersten Richter des Reiches, den erfahrenen Politiker, den weisen Literaturfreund, und Gustav von Loeper, dessen Name uns nun aus einem Ruhmestitel zum Klagelied geworden ist. Die Zeiten, da freie Adelige und höhere Staatsdiener sich in den schönen Wissenschaften productiv oder in der vordersten Reihe der Empfangenden auszeichnen, schwinden unwiederbringlich dahin. Früher stand der wunderliche Meusebach als Sammler und Gelehrter nicht allein, wenn wir es auch nie zu dem Wettbewerb freier Kräfte, den England und romanische Völker ausweisen, haben bringen können. Der Dilettantismus ist nicht nur ein wild wucherndes Gewächs, das gerodet werden muß. Herr von Loeper war ein Vertreter jenes unzünstigen, aber durch gebildeten Dilettantismus reiner, hoher Art, der ohne äußeren Antrieb aus innerer Nöthigung heraus die Neigung zur Pflicht und seinen Namen von der Liebe hat. Mögen Andere ihre akademischen Signale blasen gegen diesen edlen, ehrwürdigen, fruchtbaren Dilettantismus, wir wiederholen an Loeper^s Bahre den Spruch
„Was willst du, daß von deiner Gesinnung Man dir nach ins Ewige sende?"
Er gehört zu keiner Innung,
Bleibt Liebhaber bis ans Ende.
Er war Liebhaber wie Salomon Hirzel, aber viel selbstthätiger als der kluge Werkmeister der „Goethe-Bibliothek", dessen Führerschaft in der gar nicht mehr „stillen" Gemeinde sich aus ihn vererbte.
Aus einem Genießenden war Loeper allmälig ein Forscher geworden. Der pommersche Edelmann hatte zunächst die Traditionen des norddeutschen Adels befolgt, der seine Söhne zu Soldaten oder Cameralisten bestimmt. Er durchmaß im Laufe der Jahre eine hochaufsteigende Bahn, that sich als scharfsinniger Jurist hervor, gewann der Krone bedeutende Processe und verwaltete das Archiv der Hohenzollern. Der erste Beamte nächst Herrn von Schleinitz nahm aber auch als seingebildeter Musikfreund regsten Antheil an dem Kunstleben im Hausministerium. Ost rührte er in seinen eigenen bescheidenen Zimmern, nach der Wilhelmstraße hinaus, die Saiten und versenkte sich in die Meister von Vach bis zur Gegenwart; das Leben und Wirken Felix Mendelssohns ist von ihm knapp und lebendig dargestellt worden. Manchmal aber, wenn ein Besucher eintrat, war auch das Clavier bedeckt mit Büchern, und neben Notenheften lagen kostbare Blätter von der Hand Goethe's. Die Schreine strotzten von seltenen Drucken, denen der findige Sammler bis in elsässische Schlupfwinkel nachgejagt hatte, von Manuscripten aus der goldenen Zeit Weimars. Dahin sind sie denn auch vor ein paar Jahren fast alle zurückgekehrt.