Heft 
(1892) 70
Seite
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Ein Thronerbe als Diplomat.

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Ich spielte mit der Großherzogin von Berg, dem Großherzog von Würzburg und Madame tLAremberg, ehemals Herzogin, Mutter des jetzigen Herzogs.

Der Kaiser ging herum und sprach; er retirirte sich nachher. Nach aufgehobenem Spiel sprach die Kaiserin noch sehr lange mit mir, wie sehr sie meine Traurigkeit über den Verlust meiner Frau rührte, lange von meinen Kindern. Ueberhaupt ist es nicht möglich, liebenswürdigere Dinge zu sagen, wie sie es thut. Sie invitirte mich aus morgen Mittag, einigen physikalischen Experimenten H in ihren Zimmern beizu­wohnen, desgleichen den Erbprinzen von Strelitz. Nach elf Uhr retirirte sich die Kaiserin.

Da ich gehört hatte, daß morgen Messe sei, so frug ich den Herrn von Segur, ob ich hinkommen dürste. Er sagte, daß es von mir abhinge, ließ mich aber sein und höflich merken, daß ich mich nicht wohl an meiner Stelle befinden würde. Da ich nur Erbprinz sei, so könnte ich nicht die Entreen haben, müsse also in der Galerie bleiben, wo der Kaiser nur flüchtig durchgehe. Er rieth mir, den Sonntag abzuwarten, wo es voller sein würde.Sobald der Kaiser Ew. Hoheit die Entreen gegeben hat, wird das anders sein,"" sagte er ein paarmal,aber Sie werden besondere Ein­ladungen erhalten; wir haben hier Schauspiel, Jagden, Concerte.""

Ten 2. November. Der General Knobelsdorf ist heute nach Paris gegangen und wird in einigen Tagen seine Rückreise antreten. Herr von Brockhusen bleibt als preußischer Gesandter hier. Unendlich traurig ist die Lage des Königs von Preußen. Nach vielem Handeln ist endlich die Summe von 140 Millionen Livr. Kontribution in 112 verwandelt worden. Indessen ehe diese nicht bezahlt worden, ist nicht ans Räumen der preußischen Lande zu denken. Französischerseits hat man sich zur Räumung unter folgenden Bedingungen erboten: siebzehn Millionen gleich baar, für vierzig Millionen Domänen verpfändet und bis zum Abtrag der übrigen die Festungen Stettin, Graudenz, Kolberg und Küstrin sowie Glogau fortwährend zu besetzen, wenn ich nicht irre Stettin, und noch einige andere, jede mit achttausend Mann. Die preußischerseits niedergesetzte Commission hat natürlich darauf nicht eingehen können. Tie Lage der Dinge ist also fortwährend gleich unglücklich. Man hofft jetzt nur noch auf die Verwendung von Rußland.

Man versichert bestimmt, daß der Fürst von Benevent in wenigen Tagen zum Gbaueekisr äe 6our et ä'filiut ernannt werden und die Leitung aller oberen, aus­wärtigen Verhältnisse erhalten wird. Herr von Champagny würde alsdann nur für die Details fein."

Den 3. November. Heute Mittag hatte Herr von Bosset die in meinem unterthänigsten Bericht gemeldete Conferenz mit dem Minister Champagny, welche aber nicht mit unseren Wünschen übereinstimmt. Der Minister gab dem Herrn von Bosset das Project zu der Accessionsacte zum Rheinbunde, welche wörtlich so, wie die aller klebrigen abgefaßt und worin bestimmt war, daß der Herzog von Mecklenburg- Schwerin auf der Fürstenbank seinen Platz nehmen würde. Das Contingent war be­stimmt zu zweitausend Mann Infanterie, fünfhundert Mann Kavallerie und zwei­hundert Mann Artillerie, welches nach dem einmal angenommenen Princip, von einhundertfünfzig Menschen einen zu stellen, für Mecklenburg sehr hoch ist, weil man stets drei Mann auf einen Kavalleristen rechnet. Zusammen also würde es aus diese Art 3700 Mann ausmachen.

Herr von Bosset war nicht wenig betreten und erstaunt über diese Propositionen und versicherte dem Minister, wie mein gnädigster Vater von der Gerechtigkeit des Kaisers ganz etwas Anderes erwartet hätte, und wie unendlich hart es sein würde, wenn das Haus Mecklenburg auf einmal hinter alle Häuser gesetzt werden würde. Er

Es waren dies vermuthlich Vorträge Biot's über den erst kürzlich entdeckten Galvanismus.