Ein Thronerbe als Diplomat.
377
von der Billigkeit des französischen Kaisers und auch unserer selbst wegen erwarten, daß er uns in Berücksichtigung unserer Lage, unseres Ranges und unserer gemachten Anstrengungen dazu in den gehörigen Stand setze. Dies ist auch früher bei dem Beitritt anderer Staaten zum Rheinbund stets geschehen. Wenn nun die Franzosen Mecklenburg die gleiche Berücksichtigung nicht zugestehen, so geschieht es nur, weil sie besondere Gelegenheit wünschen, um Concessionen an Rußland machen und diese Macht dadurch in die sehr weit umfassenden sranzösischen Pläne hereinziehen zu können. Dadurch aber werden unsere Aussichten zu weitläustig. So angenehm auch das Gefühl sein möchte, gerade dem russischen Kaiser das Erhaltene zu verdanken, so ist es doch wohl nicht politisch richtig. Denn soll Mecklenburg in Zukunst noch als ein Alliirter von Rußland behandelt werden, so braucht es gar nicht in den Rheinbund zu treten, welches doch einen großen Aufwand von Kräften erforderlich machen wird. Demnächst aber kommt es besonders daraus an, diese Idee einer Verbindung Mecklenburgs mit Rußland gerade durch den Rheinbundbeitritt bei den Franzosen aushören zu machen, damit sie bei einem früheren oder späteren Bruch nicht wieder über uns herfallen."
Plessen entwickelt dann weiter, wie gerade wegen des Umstandes, daß Mecklenburg im Rheinbund an Frankreich gekettet sei, Rußland auch kein politisches Interesse habe, für eine Vergrößerung Mecklenburgs einzutreten. Es werde sich nicht um Mecklenburgs willen in Frankreichs Pläne verstricken lassen, am allerwenigsten aber die Wünsche wegen Lauenburg und Schwedisch-Pommern in Paris unterstützen. Denn während es gerade den Frieden mit England und Schweden zu vermitteln suche, würde es durch eine anderweitige Verfügung über diese Gebiete das Zustandekommen jenes Friedens nur erschweren. England würde auf die Herausgabe der sranzösischen Colonieen, über die jetzt unterhandelt würde, jedenfalls nur dann eingehen, wenn ihm mit Hannover auch Lauenburg zurückgegeben würde.
„Aus Allen diesem, mein gnädigster Herr, möchte ich den Schluß ziehen, daß es gerathen ist, nicht wie bisher namentlich und bestimmt aus Lauenburg und Schwedisch- Pommern anzutragen, sondern vielmehr beim Eintritt in den Rheinbund sich die vorläufige Zusicherung einer noch zu ermittelnden Vergrößerung oder Entschädigung geben zu lassen. Dabei würde die von uns eingereichte Schadensrechnung von circa 44 Millionen Livres zu Grunde zu legen und uns ein Gebietszuwachs zuzusprechen sein, welcher nach obigem Capitalwerth uns eine halbe Million Thaler einbringen müßte. Wenn nach den gegenwärtigen politischen Conjuncturen eine Anweisung aus bestimmte Länder vor dem definitiven Friedensschluß nicht möglich ist, so stände auch nichts im Wege, daß uns vorläufig ein solcher Revenuenbetrag unter gehöriger Garantie zuertheilt würde, um gleich jetzt im Rheinbunde das vorgeschriebene Kontingent zu stellen. Damit würde auch der von Herrn von Champagny bemerkte Widerspruch in unseren Anträgen beseitigt sein. Erhalten wir jetzt keine Begünstigung, so liegt kein Grund vor, den Beitritt zum Rheinbunde vor dem allgemeinen Friedensschluß zu betreiben, da dieser doch erst die Verhältnisse Norddeutschlands definitiv regeln wird- Ew. Herzogl. Durchlaucht dürfen sich als Gesandter in diesem Sinne füglich expliciren und dann auch die Höchstihneu bezeigte Gewogenheit des sranzösischen Kaisers in reeller Weise in Anspruch nehmen. Die Franzosen versuchen es immer, Menschen und Dinge ganz nach ihrer eonvsnanee zu handhaben. Sie wissen es aber recht gut zu achten, wenn man sein wahres Interesse kennt und vertritt."
In ähnlichem Sinne sprach sich ein übrigens sehr freundlich und anerkennend gehaltener Brief des Herzogs aus.