Ein Thronerbe als Diplomat.
381
Ich bitte Sie auch, liebste Mutter, mich den Personen Ihrer Umgebung gütigst in Erinnerung zu bringen. Ich küsse der besten aller Mütter die Hände und bin sür das Leben mit der zärtlichsten und treuesten Anhänglichkeit
Ihr ganz ergebener und gehorsamer Sohn Friedrich Ludwig."
Als dieser Brief in Ludwigslust einlraf, war die Herzogin schon verschieden. Friedrich Ludwig hatte ein weiches Gemüth. Die Todesnachricht mitten in dem belebtesten Treiben des Carnevals erschütterte ihn heftig. Er zog sich sür einige Tage gänzlich zurück und blieb auch noch während der nächsten Wochen größeren Festlichkeiten fern. Vom Hose und den Großwürdenträgern gingen ihm viele Beweise des Antheils zu. Er durfte sich aber seinem Schmerz nicht lange überlassen. Die Zeit war kostbar: man sprach schon wieder von einer neuen Reise des Kaisers. Am 22. Januar erbat sich der Prinz auf dem Lever die Audienz, welche Napoleon mit einem kurzen, aber freundlichen: „Ja, ja, sehr gern" gewährte. Nach der herrschenden Form wurde dies dem ersten Kammerherrn schriftlich angezeigt, und der Petent hatte dann zu warten, bis ihm aus dem Cabinet des Kaisers Tag und Stunde bestimmt wurde. Es vergingen nun einige Wochen in banger Erwartung. Der Kaiser, mit Geschäften überhäuft, schien das Gesuch vergessen zu haben oder wurde nicht daran erinnert. Sein Benehmen gegen den Prinzen war immer gleichmäßig freundlich. Er nahm ihn häufig mit auf die Jagd, lud ihn zur Tafel re. Der Prinz seinerseits hatte den Tact, nicht so häufig bei den Morgenempfängen zu erscheinen, damit „sein Gesicht dort", wie er schrieb, „nicht zu alltäglich würde".
Endlich am 13. Februar faßte sich der Prinz das Herz, den Kaiser beim Lever an die versprochene Audienz zu erinnern. Der Kaiser gewährte sie sogleich. In dem Bericht des Prinzen darüber heißt es nun:
„Ich begann damit, daß ich ohne Zweifel den wichtigsten Augenblick meines Lebens vor mir hätte, indem ich mich in Gegenwart eines Mannes befände, der unsere Geschicke in Händen halte. Der Kaiser wolle uns in den Rheinbund ausnehmen. Wir wären dazu bereit, hofften aber, er werde uns dann auch den Platz anweisen, der uns unter den anderen Reichsfürsten zukomme.
„„Was ist das sür ein Platz?""
„„Sire,"" entgegnete ich, „„die Fürsten aus den alten Häusern haben sich stets sür gleich angesehen mit den Kurfürsten, und Ew. Majestät selbst hat uns diese Würde bei dem letzten Reichsreceß zuerkennen wollen.""
„„Was meint der Fürst-Primas dazu?""
„„Ich glaube, Sire, er wird sich damit einverstanden erklären, wenn Ew. Majestät die Gnade haben wollen, ihn darum zu befragen.""
„„Man wird abwarten müssen, was die anderen deutschen Fürsten dazu sagen. Ich verstehe mich nicht ganz aus diese Sache. Wie steht es mit Ihren anderen Angelegenheiten?" "
Ich entwickelte nun des Näheren meine Wünsche wegen einer Entschädigung durch Geld oder Gebiet
„„Ja so, Gebiet,"" warf Napoleon ein, „„dafür gibt es nur Schwedisch-Pommern, das mit Euch grenzt. Ich würde es Euch gern geben oder doch wenigstens zum Theil, denn ich will es nicht behalten; es liegt mir zu weit ab. Aber das wird auch etwas vom Kaiser von Rußland abhängen, wenn er mit Schweden Frieden schließt.""
Ich nannte daraus auch Lauenburg.