382
Deutsche Rundschau.
Der Kaiser sagte: „„Dazu müßte man die Elbe überschreiten.""
„„Allerdings, Sire; ein Theil liegt jenseits, aber der andere diesseits, und das würde sür uns eine natürliche Grenze abgeben.""
„„Ich habe immer Hannover zurückgeben wollen und es England gegenüber als Friedensobject betrachtet. Aber wenn England den Frieden nicht will, so wird man wohl andere Maßnahmen treffen müssen. Dies Land ist zu unglücklich, zu sehr geplagt; man muß damit ein Ende machen.""
Ich fing nachher an, von dem Contingent zu reden und sagte ihm, ich sände es viel zu hoch angesetzt, zumal in unserer jetzigen Lage, und um so mehr, da unser Land ein Ackerbau treibendes sei.
Schnell antwortete er: „„Aber wir werden es reduciren, wir werden es reduciren! Wie viel wollen Sie geben?""
„„Das wird vom gnädigen Ermessen Ew. Majestät abhängen.""
„„Nein. — Sagen Sie, wie viel Sie geben wollen!""
„„Nun wohl, Sire, die Halste von dem, was man von uns fordert.""
„„Haben Sie von Ihrem Vater Vollmacht zum Unterzeichnen?""
„„Ich habe keine schriftliche, aber in Anbetracht des Vertrauens, mit welchem mich der Herzog beehrt, halte ich mich für befugt abzuschließen.""
„„Haben Sie einen Gesandten mit hier?""
„„Baron Bosset, Sire, ist mit den Geschaffen eines Gesandten vom Herzog be auftragt.""
„„Nun gut, wir werden das Alles arrangiren; sprechen Sie mit Herrn von Champagny.""
Ich sagte ihm, wie ich Wohl einsähe, daß er an Land nichts sogleich accordiren könne, bat ihn aber, doch wenigstens eine bestimmte Zusicherung für die Zukunft zu geben. Ich schilderte ihm unsere üble Lage und daß wir nothwendig einer Aushülfe unseres Kredits bedürften, welcher ganz dahin sei. Ich sagte dem Kaiser, daß wir vierzig Millionen wenigstens verloren hätten, worüber er sich sehr zu wundern schien. Ich versicherte, daß ich es zu jeder Stunde beweisen könnte. Ich wies auf das Beispiel Karlls des Großen hin, welcher uns auch aus einer peinlichen Lage befreit hätte, indem er uns zu Königen der Obotriten machte, gerade taufend Jahre vor seiner (Napoleons) Krönung.
Der Kaiser sagte: „„Sie entstammen also selbst jenem Lande? Es ist ein recht braves Volk.""
„„Wir haben stets zusammengehört; meine Landsleute sind redlich und treu!""
Ich nahm auch Gelegenheit, dem Kaiser zu sagen, daß am 2. Februar noch kein Mann vom Bernadotteffchen Corps ausmarschirt sei, worauf er mir erwiderte, daß ich ganz ruhig sein könnte, indem er die bestimmtesten Befehle durch den Prinzen von NeuschLtel habe geben lassen.
Die Audienz endete damit, daß er mir nochmals freundlich sagte: „„Sprechen Sie mit Herrn von Champagny, wir werden das Alles in Ordnung bringen.""
Um drei Uhr heute Nachmittag fuhr ich zum Fürsten Primas, welcher vielen Antheil an meiner gehabten Audienz nahm und mir wiederholt versprach, sich unserer in allen Angelegenheiten anzunehmen. Von dort begab ich mich zum Minister Champagny, welcher sehr aufmerksam die Erzählung meiner Audienz anhörte und dann mit seiner gewohnten Einsilbigkeit sagte: „ „Ich werde die Befehle des Kaisers einholen und dabei die verschiedenen Punkte in Erinnerung bringen, die Sie erwähnt haben.""
Ich appuhirte besonders darauf, daß bei der Accession ein schriftliches Versprechen einer Vergrößerung gegeben werden möchte. Der Minister meinte: wenn auch ohnedem der Tractat figurirt würde, so hindere dies nicht, daß später eine Vergrößerung gewährt werde. Er frug mich noch, ob Herr von Bosset die nöthigen plein-pouvoirs habe, um zu unterschreiben. Ich konnte ihm dies freilich nicht bejahen, versicherte ihm aber, daß, wie ich bestimmt wüßte, mein gnädigster Vater ratificiren würden, was ich würde haben unterzeichnen lassen.