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Deutsche Rundschau.
Welches die Zurückziehung aller französischen Truppen aus dem Herzogthum befohlen und die Bewachung seiner ganzen Küste den mecklenburgischen Truppen überwiesen wurde. „Wir sind in der Thal," bemerkte der Erbprinz dazu, „das einzige Land, das sich einer solchen Begünstigung rühmen kann, und ist dies ein überzeugender Beweis von der Gunst und dem Zutrauen des Kaisers."
So wurde es auch in Schwerin aufgefaßt, und der Herzog traf sogleich Anstalten, die Kontinentalsperre auf das Strengste durchzuführen. Die Truppen, welche die französische Besatzung in Rostock und Wismar ablösen sollten, wurden mobil gemacht, neue Regulative für die Behörden erlassen und scharfe Strafen für den Fall der Uebertretung angedroht. Im Lande herrschte große Freude über die Aussicht, die Franzosen endlich los zu werden. „Sie werden von Allen gesegnet und gelobt," schrieb Messen an den Erbprinzen, „daß es Ihnen gelungen, diese Erleichterung auszuwirken. Man ist um so dankbarer, als Marschall Soult sich neuerdings Zumuthungen und Ueberschreitungen erlaubt hat, welche die landesherrliche Gewalt bei Seite setzten. Er hat nämlich 1) unseren mit Korn beladenen Schissen zu Rostock das Auslaufen verboten, 2) eine enorme Requisition für die Militär-Hospitale zu Rostock und Wismar auferlegt, und 3) ein genaues Verzeichniß aller unserer Schiffe aufnehmen lassen, vermuthlich, um sie zu einer Expedition zu gebrauchen."
Um gegen diese Uebergriffe Protest zu erheben und nun auch die tatsächliche Evacuation zu veranlassen, wurde der Oberhofmarschall, Geh. Rath von Bülow, zum zweiten Male ins Hauptquartier nach Hamburg entsendet. Er kehrte aber unverrichteter Sache zurück. Marschall Soult, der überhaupt sehr eigenmächtig auftrat, verweigerte ungeachtet des erhaltenen Befehls die Zurückziehung der Besatzungen von Rostock und Wismar und dies unter dem Vorwand, daß in dem kaiserlichen Befehl nur von der Bewachung an den Küsten, nicht aber in den Hafenorten die Rede sei. Natürlich war dies eine ganz willkürliche und unhaltbare Auslegung, aber sie hatte doch zur Folge, daß wieder mehrere Wochen vergingen, bis der Erbprinz durch eine neue Demarche bei dem Fürsten von Neufchatel eine Ordre erwirkte, welche den Marschall Soult anwies, auch die Besatzungen von Rostock und Wismar zurückzuziehen. Diese Ordre erging am 17. April aus Bordeaux, wohin der Fürst von NeufchLtel den Kaiser begleitet hatte. Napoleon hatte St. Cloud am 2. April verlassen und die Fahrt nach Bordeaux mit einer für damalige Verhältnisse erstaunlichen Geschwindigkeit zurückgelegt, nämlich in neunundvierzig Stunden einschließlich eines zehnstündigen Aufenthalts in Orleans. Der Grund dieser raschen Fahrt mochte in den Nachrichten liegen, welche in den letzten Tagen aus Spanien eingetroffen waren. Die Revolte in Aranjuez, die Verhaftung des Friedenssürsten und die Abdankung des Königs am 19. März bestimmten Napoleon, den lange vorbereiteten Schlag gegen die spanische Königsfamilie nunmehr auszusühren. Gegen 150000 Mann französischer Truppen standen bereits in Spanien vertheilt, alle wichtigen Plätze Waren in ihren Händen. Es handelte sich jetzt nur noch darum, sich der Mitglieder des Königshauses zu bemächtigen. Es ist bekannt, wie der mit wahrhaft teuflischer List ersonnene Plan gelang, wie die spanischen Bourbons nach Bayonne gelockt wurden, und Napoleon ihnen dort den Verzicht auf den Thron abzwang.