Heft 
(1892) 70
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Hamlet in Hamburg, 1625.

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zwahr zu dem Ende, daß er derselben feindlich wolte zusetzen, sondern vielmehr, einem anderen Krieges - Herren, die gleich dazumahl anderswoh' gegen einander zu Felde lagen, etlichermahssen ein Furcht inzujagen. Nun begab sichs, daß täglich viele fürnehme Krieges-Bediente, aus dem Lager in die Statt giengen, ritten und fuhren, allerhand Sachen, derer sie benöhtiget waren, zu kauffen, da sie denn auch häuffig bey den Komosdien sich finden liessen, und eine besonders grosse Lust aus denselben schöpften. Eines Tages, wie daß Komosdien Hauß so woll mit Soldaten und Krieges - Bedienten als Bürgern der Statt sehr war angefüllet, spieleten die Komosdianten, von einem Könige, der seinen Sohn, den Printzen mit des Königs von Schottland Tochter wollte ver- heirahten. Unter anderen Handlungen geschähe es, daß, wie der Printz oder Bräutigam mit etlichen seiner Edelleuten, aufs der Schaubühne, von seinem herrlichen, bevorstehenden Beylager sich unterredete, etliche mahl gar starck ward geschossen und dabey auf Paucken gespielet und mit Trompeten geblahsen. Der Printz fragte seine Edelleute, was das zu bedeuten hätte, er müchte wol wissen, demnach er schier vermuhtete, das es auff dem Königlichen Schlosse wäre, wer sich doch daselbst so lustig machete: der Stallmeister, der viel bey dem Printzen zu sagen hatte, ant- wohrtete: Mich wundert, daß ihre Durchleuchtigkeit noch darnach fragen mügen, es ist eben der­selbe, der alle Tage auff solche Ahrt turniret, lustig herümmer säuft, bey den Damen sitzet, bey welchen angenehmen Übungen denn frisch muß geschossen, gepaucket und geblahsen werden, dieses Handwerk treibet man ja täglich, Wunder, wie man es noch kan außhalten! Ter Printz sähe den Stallmeister über die halbe sAchsels an und sagte: Oho, Ich verstehe euch wol ihr meinet unfern Herren Vatter den König, und damit schwieg er stille. Die Otiicirsr oder Kriegs-Bediente, welche dem Freudenspiele zusahen, verdroß dieser Stich gahr hefftig, die Bürger aber und Statt­leute lacheten ins Fäustchen, und lobten die Komosdianten, daß sie den König so ahrtig be­schrieben hätten; aber diese Freude währete nicht lange, denn bald hernach, wie der König mit dem Printzen und seinen fürnehmsten Nähten auff der Schaubühne sich befunden, ward gefraget, woher man doch den Sammet, Seiden, gülden Stükke, güldene und silberne Spitzen, Tuch, Hühte, seidene Strümpffe, und was sonst mehr auff das Beylager von nöhten, nicht nur für den König und dem Printzen; Sondern auch Liberey - Kleider davon machen zu lassen, solte verschreiben? Worauff der eine Venetien, der andere Amsterdam, der dritte dsium, der vierte Augspurg, der fünffte Leipzig, der sechste Franckfurt, andere noch andere Stätte sührschlugen, biß endlich einer herauß fuhr und sagte: Was haben wir doch von nöhten so grosse Unkosten zu machen und die Sachen eben von so weit abgelegenen öhrtern hohlen zu lassen, da wir ja die Statt, bey welcher wir unser Läger itzo geschlagen, gleichsahm für der Tühre haben, und aus dieser Statt können wir ja alles dasjenige bekommen, was wir auf dem Beylager benöhtiget sein werden. Was, sagte der König, sollten wir dieser Statt unser Geld gönnen? Wisset Ihr nicht, daß die In­wohner die allergrösseste Betrieger, und diese Kauffleute die gottloseste Schinder sind, welche in ganz Europa gefunden werden? Ich kenne die Bürger und Kauffleute dieser Statt von vielen Jahren und habe es mehr denn einmahl erfahren, daß sie nirgends woh mehr nach dichten oder trachten, als wie sie redliche Leute um das ihrige bringen, sie vorsetzlich betriegen, die Maaren steigern oder für doppeltes Geld verlausten, und nur sich selber durch Geitzen, Wuchern und Banquerott-Spielen mügen bereichern, ehe wir von ihnen etwas wolten kauffen, solten die Sachen, und wenn sie auch noch so viel kosteten, gahr aus Japon oder China gebracht werden. Dieser schöne Lobspruch machte die zuschauende Lavaltisr und Krieges-Bediente, die zuvor wegen des, ihren tapfferen König gegebenen schimpflichen Stiches, leiden sauer hatten außgefehen, von Hertzen widrum lachen, daß sie sagten, eh das war recht, das wolten die Pfeffersäkke haben, so muß man ihnen die Wahrheit sagen! Die Bürger aber, die sich zuvor mit des Königs Schiessen und Trinken wakker gekitzelt, liessen nunmehr den Kopf hengen, sahen aus wie ein Essigkrug, und wünscheten, das die Komödianten mit ihren Spielen für den Teufel wären. Wie nun besagte Komosdianten es auff beyden Seiten also hatten verkerbet, und sie sahen, wie so wol Bürger als Soldaten ihnen die Köpffe zuschüttelten, und mit den Feusten draüeten, brachten sie den dritten Auffzug und zwahr auff nachfolgende Ahrt: Wie der König abermahl nebenst dem Printzen und seinen fürnehmsten Herren, auff dem Tbsatro oder Schaubühne sich befand, kahm ein Edelmann, und gab ihrer Königlichen Majestät unterthänigst zu vernehmen, daß eine OoinxaZnis Engel- ländischer voinosciiantsn wäre ankommen, welche, nachdem sie verstanden hätten, daß ein hoch ansehnliches Beylager Hieselbst solte gehalten werden, unterthänigst bähten, ob ihnen nicht müchte