Vom Cap nach Umtali, Mashonaland.
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Mozambique ist außerordentlich malerisch. Buntangestrichene, ganz venetianifch aussehende Häuser blicken aus die schöne Bay, und zwischen ihnen stehen Cocospalmen, während im Hintergrund bewaldete Berge das Bild abschließen. Die Boote sind ganz eigenthümlich, meist von Arabern bemannt, die weiße und rothe Corallen, Schwämme, Muscheln zum Kauf anbieten. Dazwischen Kähne, mit Bananen und Orangen gefüllt, deutsche Dampfer, arabische Dhows. Am Lande sind die paar vorhandenen Kaufhäuser enttäuschend, denn statt orientalischer Stoffe oder origineller Neger-Industrie verkaufen sie schlechte Waare aus Birmingham und abscheuliche andere europäische Fabrikate. Auf dem Rückweg wollen wir Guilliman oder Kiliman, und vielleicht die Mündung des Zambesi besuchen.
V.
Vom Pungwe nach Umtali, 1. bis 15. Juli 1891.
Am 12. Juni sind wir drei Schwestern vom rothen Kreuz wieder in Beira und an der Mündung des Flusses eingetroffen. Beira ist ein Sandstreisen mit einigen Hütten und Zelten, und einem portugiesischen, von Erdwällen umgebenen Lager, so unbeschreiblich schmutzig, daß man uns nicht landen ließ. Am Morgen des Samstag, 13. Juni, waren wir um drei Uhr reisefertig, aber es hing ein so dichter Nebel über dem Fluß, daß wir nicht vor fünf Uhr unser Schiff verlassen konnten, um einen kleinen Dampfer, „tbe 8karü", zu besteigen, der uns den Pungwe aufwärts bis Mpandas bringen sollte, das etwa siebzig Meilen entfernt liegt. Von dem, was uns bevorstand, hatten wir glücklicherweise nicht die leiseste Ahnung. Nachdem wir im Nebel unseren Weg gesucht hatten und auf Sandbänke gerathen waren, gelang es uns endlich wieder, flott zu werden, und wir hofften auf eine glückliche Fahrt. Im Schlamm lagen riesige Krokodile, Hippopotamus wühlten den Schlamm auf, und die sonderbaren kleinen, springenden Fische, halb Fische, halb Reptilien, hüpften um das Schiff. Am Ufer war nur Gebüsch und zuweilen eine Gruppe kahlstämmiger Bäume mit hellgrünen Blättern zu sehen, die Fieberbäume, die weit durch das Land hin wie natürliche Warnungszeichen stehen. Je höher die Sonne stieg, um so ungemüthlicher begann es an Bord für uns zu werden, denn der Raum war so eng, daß wir der Nähe des Dampfkessels nicht entrinnen konnten, und ein Schutzdach hatten wir nicht. Gegen Mittag wurde es unleidlich, und etwa um zwei Uhr wurden wir gewahr, daß sonderbare Träume uns befangen hielten, und ein unwiderstehliches Verlangen über Bord zu springen, ein Durst, den nichts stillen konnte, uns peinigten und verfolgten. Gegen vier Uhr ließ die Hitze etwas nach, aber dann geriethen wir wieder auf Sandbänke, die Maschine verursachte Schwierigkeiten, kurz, es wurde zehn Uhr Abends, bis wir Mpandas erreichten. Wir hatten siebzehn Stunden gebraucht.
Als der schrille Ton des Ventils unsere Nähe verkündete, lief das halbe Lager an den Landungsplatz; Laternen hufchten hin und her, und eine befehlende Stimme, die des zeitweiligen Vice-Consuls und Kapitäns des „Pigeon", machte sich vernehmlich. Er hatte es nicht verhindern können, daß das für uns bereit gehaltene Zelt von dem Agenten der Gesellschaft mit Beschlag belegt worden war; aber er bereitete uns Kaffee und sorgte für unsere Unterkunft, die freilich eine derartige war, daß wir es vorzogen, uns nicht auszukleiden, sondern unter den obwaltenden Verhältnissen den Morgen abzuwarten, der uns wieder in den Besitz unseres Zeltes setzte. Doch wurden wir seiner nicht froh, weil dreißig Patienten unsere Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Ich empfehle Eden in „Martin Chuzzlewit" als eine getreue Schilderung Mpandas. Meine eigenen Worte vermöchten keinen Begriff davon zu geben. Die Eingeborenen, die man zur Arbeit herangezogen hatte, befanden sich in einem Leklagenswerthen Zustand der Vernachlässigung; über zwanzig derselben, in zwei elende Hütten vertheilt, waren krank und halb verhungert, und auf das vergiftete Wasser eines Weihers angewiesen, in dessen Nähe das Lager errichtet war. Wir thaten für sie, was wir konnten; brachten sie in neugebauten Hütten unter und reichten ihnen regelmäßig Speise, von
Deutschs Rundschau. XVIII, 6. 29