Heft 
(1879) 27
Seite
320
Einzelbild herunterladen

320

Johannes Wirker in München.

Jacob Böhme, der ehemalige Schusterlehrling Andrew Jackson Davis, aus der Schule der Anna Lee, die ihren Hauptsitz um New-Aork aufgeschlagen hatte, hervorgegangen. Bei der nervösen Constitution des Aankee's konnten innerliche Gesichte sich leicht in sinnliche, mit dem Scheine objectiver Wirklichkeit austretende Bilder verdichten und das, was man Vision und Hallucination nennt, zu üppiger Entfaltung gelangen. Als Visionär und Hallucinant kündigt sich Davis, der geistige Vater des Spiritismus, in seiner Selbstbiographie an; schon als Knabe will er mit Geistern in derselben Weise wie mit Menschen verkehrt haben. Am 11. August 1826 zu Blooming-Grove im Staate New - short unter den kümmerlichsten Verhältnissen armer Eltern geboren, mußte er in seiner Kindheit das Vieh hüten und konnte sich, da er nur fünf Monate lang in die Schule ging, kaum die nothdürstigsten Elementarkenntnisse und nicht einmal eine correcte Handhabung seiner Muttersprache aneiguen. Aber Wunder und Zeichen geschahen an ihm schon von Jugend aus. Im Jahre 1842 kam er in dem Städtchen Poughkeepsie zu einem Schuster in die Lehre, und drei Jahre darauf wurden mit ihm die Manipulationen des Mesmerismus vorgenommen, worüber er in den Zustand des Schlafwachens und der Clairvoyance verfallen sein und nun bei Krankheiten der verschiedensten Art eine richtige Diagnose gestellt und wirksame Heilmittel ordinirt haben soll. An glaubwürdigen Zeugnissen hiefür fehlt es nicht. Doch noch viel Wunderbareres folgte. Davis wurde nämlich nach New-Jork gebracht und dictirte hier vom 28. November 1845 ab in einer Reihenfolge von 157 Sitzungen mit verbundenen Augen und im magnetischen Schlaf vor einer Anzahl von Personen, worunter sich auch wissenschaftlich gebildete Männer befanden, ein großes Werk.Die Prineipien der Natur, ihre göttlichen Offenbarungen und eine Stimme an die Menschheit." Man denkt hier zuerst an amerikanischen Humbug. Da der Schusterlehrling, der bis dahin seine Bildung nicht sehr- erweitert und nur wenige, meistens nur theologische Schriften gelesen hatte, den Inhalt dieser Dictate nicht aus seinem eigenen Wissen schöpfen konnte, so liegt die Annahme nahe, daß ihm ein Anderer denselben geliefert und er, nachdem er diese Mittheilungen auswendig gelernt hatte, sie nun als wie eine höhere Eingebung vorgetragen habe. Wie das Buch der Mormonen eine sehr durchsichtige Täuschung war, so konnte es sich hier um einen ähnlichen, nur etwas rafsinirteren Schwindel handeln. Indessen widerspricht eine solch ein­fache Lösung des Räthsels, welche Davis und seine Complicen, den Geistlichen Fishbough und den Arzt Lyon zu Betrügern stempelt, allen Zeugnissen, welche wir von dem Charakter des Ersteren und zwar selbst von gegnerischer Seite besitzen. Von Allen, die ihn kennen gelernt, wird Davis als wahrhaft und ehrlich geschildert, und auch jene beiden Männer, von denen der erstere seine Dictate aufzeichnete, der andere ihn magnetisch behandelte, erfreuten sich eines guten Rufes. Daher Mr. Mahan, der erste Präsident der Cleveland-Universität, welcher gegen die Offenbarungen von Davis auftrat, doch nicht zu der Erklärung aus Betrug griff, sondern dafür au einen andern, unserer Wissenschaft kaum