Heft 
(1879) 27
Seite
321
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Moderne Magie.

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plausiblen Vorgang, welcher jedoch das Wunderbare immer noch natürlich verstehen läßt, appellirte. Mahan's Hypothese lautete dahin, daß Davis in seinem magnetischen Zustand die Gedanken der mit ihm in Rapport stehenden Personen, also des Mr. Fishbough und des Dr. Lyon zu percipiren vermochte und sie, von dem Willen dieser Beiden dazu genöthigt, aussprechen mußte. Das Wissen dieser zwei Männer, von denen der eine eine theologische, der andere eine naturwissenschaftliche Bildung besaß, hätte sich demnach im Bewußtsein des Visionärs gleichsam abgespiegelt, er hätte es gewissermaßen geträumt und dann in phantastischer Art wiedergegeben. Da Davis, der nur das Englische verstand, bei einem Besuche des berühmten Orientalisten G. Bush auch Worte und Phrasen aus den alten Sprachen mit der größten Genauigkeit recitirte, so schien man mit dieser Erklärung aus der rechten Spur zu sein. Die Möglichkeit einer solchen Reflexion des einen Bewußtsein in ein anderes wurde durch James Braid und dann später von den Physiologen Carpenter aus dem Phänomen des sogenannten Hypnotismus erwiesen, bei welchen: nämlich sehr sensitive Personen, wenn sie ihre Augen fest und beständig auf einen kleinen glänzenden, nahe und über ihrer Stirn gehaltenen Gegenstand richten, allmälig in eine Träumerei versinken, worin sie Alles sehen und hören, was sie der Magnetiseur sehen und hören lassen will. Auch Maury beruft sich darauf als aus eine exact festgestellte Thatsache. Doch stößt diese Erklärung des Wissens von Davis auf die Schwierigkeit, daß Fishbough als positiv gläubiger Theologe die ketzerischen Anschauungen desselben nicht theilte und vr. Lyon von vielen Dingen, über die sich der Visionär verbreitete, keine Kenntnisse besaß. Der Idealismus der deutschen Philosophie hat bekanntlich den kühnen Gedanken ausgesprochen, daß der inenschliche Geist die ganze Geschichte der Naturentwickelnng in sich trage, weil er selbst das Endresultat derselben sei, und jede spätere und reifere Phase einer Entwickelung die frühere in sich aufgehoben enthalte. Von diesem Standpunkte aus meinte Strauß, daß dem Geiste selbst von demjenigen, was er als bewußtloser Naturgeist geschaffen, von der Ordnung der Verhältnisse der Gestirne, von der Bildung der Erden und Metalle und der Einrichtung des organischen Baues der Pflanzen und Thiere nicht so sehr alle Erinnerung erloschen wäre, auf daß er sie nicht durch Forschen und Sinnen immer mehr zu beleben und die Gesetze dieser Gebiete zu erkennen vermöchte. Träumte demnach vielleicht in Davis die Seele der Natur in phantastischen Gesichten ihre eigene Geschichte von der ersten Stufe ihrer Verkörperung an bis herauf zu dem Schöpfungs­drang, der im Herzen der modernen Menschheit pocht und nach neuen Gestaltungen strebt? Besteht in Folge der Geburt des Geistes aus dem Schooße der Natur eine Congenialität desselben mit ihr, so daß er sie auch ahnend begreift? So glaubte auch Jacob Böhnie auf eine magische Art den Dingen ücks Herz blicken zu können. Gegenwärtig bemüht sich unsere Wissenschaft, das Mysterium der Vererbung zu enthüllen und sie ist darüber zu der Theorie gekommen, die merkwürdigen Jnstincte der Thierwelt aus einer Uebertragnng