Moderne Magie. 353
angenehme Menschen halten. Im Ganzen aber stehen diese Kreise in dein begründeten Verruf größter Leichtgläubigkeit. Jeder Betrüger hat iu ihueu leichtes Spiel, denn ihn unterstützt schon von vornherein die hier vorherrschende Sucht nach dem Wunderbaren. Am meisten wird hier das Experiment der sogenannten transitorischen Besessenheit betrieben, wobei nämlich, entsprechend der Reincarnations-Theorie des Meisters, abgeschiedene Seelen ans kurze Zeit in ein anwesendes Medium fahren und durch dasselbe in eine Conversation mit den Anwesenden eintreten sollen. Diese Vorgänge machen theils einen komischen theils aber auch einen höchst peinlichen Eindruck, wenn die angeblich Besessene in Convulsionen geräth und in gellenden Aufschrei ausbricht, endlich nach vollendeter Operation ans's Aeußerste erschöpft zusammensinkt. Die künstlich gepflegte Nervenerregung muß aus den Organismus zerrüttend wirken und dürfte zu geistigen Störungen disponiren.
Allan Kardec hat in fünf Schriften, welche für die Fnndamentalwerke des Spiritismus gelten, das ganze Gebiet desselben ausführlich dargelegt und ähnlich wie Davis eine phantastische Specnlation, der es auch an tieferen Ideen nicht fehlt und die namentlich von ethischen Gesichtspuncten bestimmt wird, geschaffen. Alle diese Schriften sind in zahlreichen Auflagen weit verbreitet und znm Theil auch in fremde Sprachen übersetzt. Bon Allan Kardec rührt auch der Name „Spiritismus" für das ganze Gebiet dieser seltsamen Erscheinungen her, während die Amerikaner und Engländer dafür die Bezeichnung „Spiritualismus" festhalten. Sein grundlegendes Buch (Os livrs cks8 Nsckinnm on Onicks clss Nsckinnm st ckss svosatsurch erörtert die verschiedenen Formen der angeblichen Geistermanifestationen, die Mittel, mit der unsichtbaren Welt zu verkehren, die Anleitung zur Entwickelung der Medinmnitüt und die Schwierigkeiten und Mißgriffe, denen man in der Praxis der Spiritismus ausgesetzt ist. Das zweite und dritte Buch (On §sns86, Iss inirnolss st 1s8 xmsckistioim 8slon 1s Lpirltimns und „Os 1Oms cks8 S8prit8") bilden zusammen ein Ganzes, in ihnen ist Kardec's System entwickelt. Dasselbe beginnt mit dein Erweise der Existenz Gottes als der höchsten Intelligenz, anerkennt nur ein moralisch Böses, das aus dem Willen des Menschen stammt und zuletzt dem Menschen selbst so peinlich wird, daß er im Guten wieder eine Zuflucht sucht, und bespricht hierauf die Entwickelung der Natur bis zum Menschen hinauf: die niedrigsten organischen Formen sollen durch Asnsrntio asgnivosn entstanden sein und sich aus ihnen die höheren allmählich und langsam hervorgebildet haben. Doch walte in der organischen Natur über den Kräften der Materie auch noch ein Princip des Lebens. Seiner physischen Seite nach hänge der Mensch mit der Thierwelt zusammen, aber nur bis hierher gingen Materialismus und Spiritismus gemeinsam; jetzt müsse der Erstere Halt machen, während der Andere noch weiter zu schreiten vermöge und eine neue Welt entdecke. Der Geist des Menschen stamme nicht aus der Entwickelung der Materie, er sei auch nicht mit dem Lebensprincip identisch, sondern er komme von Gott. Zugleich mit der materiellen Welt habe Gott von Ewigkeit