Issue 
(1879) 27
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Sprache und Aegyptische Sprache.

von

A ü e l.

Berlin

seitdem die griechischen Philosophen darüber stritten, ob die Worte > von den Menschen instinctiv, und mit einer siir alle Individuen gleichmäßig wirkenden Naturnothwendigkcit hervorgebracht, oder aber durch Uebereinknnft gemeinsam festgesetzt worden seien, ist man bei dergleichen Untersuchungen gewöhnlich von der Annahme ausgegangen, die Sprache sei immer so verständlich gewesen wie heut. Scheint doch unver­ständliche Sprache ein Widerspruch in sich selber zu sein. Scheint doch Sprache, so lange sie nicht verstanden wird, diejenigen Eigenschaften zu entbehren, die wir an der wunderbaren Vereinigung von Laut und Geist bei der Frage nach dem Ursprung aller menschlichen Rede zu erklären suchen.

Wie aber, wenn das, was im Munde begabter Völker ein so vollendetes Mittel des Gedankenausdrncks und der gegenseitigen Verständigung geworden ist, nicht immer so gewesen wäre? Wie, wenn den mannigfachen Spuren einer ehemals unvollkommnereu Auffassung abgezogener und selbst sinnlicher Begriffe, die wir in den entwickeltsten Sprachen verfolgen können, eine noch mangelhaftere vorausgegangen wäre, welche nicht nur Verwandtes vermischt, sondern selbst Fremdes gleichmäßig bezeichnet hätte? In der gothischen Wurzel Und sind noch die Bedeutungen Glaube, Liebe, Hoffnung verbunden; in dem gothischen Worte IsiU die Bedeutungen Leiche und Leib gemeint. Nehmen wir an, Und und IsiU bezeichnten außerdem noch allerlei Dinge, die zu den genannten in keiner Beziehung stehen, und alle anderen, oder viele andere Worte des Gothischen wären ebenso vieldeutig, wie diese, so würden wir damit die Sprachperiode erreicht haben, welche wir die unverständliche nannten. Ob sie möglich sei, ob sie wirklich unverständlich gewesen sei, und was sich daraus über den Ursprung der Sprache ergebe, soll die folgende Skizze an der Hand der Erfahrung zu zeigen versuchen.