Issue 
(1879) 27
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L. Abel in Berlin.

dem homonymen und synonymen Gewirr vorhanden ist. Schon in ihm giebt es zahlreiche Lantcomplexe, welche nur eine Bedeutung haben können; schon in ihm finden wir Begriffe, welche sich nur durch einen einzigen Lautcomplex ausdrücken lassen. Der Schritt von der niederen zur höheren Stuse kann nur dadurch geschehen sein, daß schließlich ein gewisser Lautcomplex zur Bezeich­nung eines gewissen Dinges oder Gedankens besonders geeignet geschienen hat. Aber diese Bestimmung ist, wie wir gesehen, nicht ursprünglich

geschehen. Also muß sie das Ergebniß einer fortgesetzten Wahl gewesen sein. Also muß sie der vereinte Erwerb einer allmalig errungenen genaueren Fassung der Gedanken, und eines nach und nach gebildeten nationalen Gehörs, welches gewisse Gedanken als besonders entsprechend aus gewisse Laute beziehen gelernt hatte, gewesen sein.

Und so sehen wir denn auch den späteren historischen Theil des Vorgangs sich vor unseren Augen vollziehen. Wahrend die älteste erhaltene Sprache schon fixirte Worte neben der homonymen und synonymen Fülle hat, heben sich aus der letzteren im Lause der Geschichte immer neue, immer unterschiedenere Lantgestalten, immer engere Bedeutungen hervor, so die äußere Form, wie den inneren Sinn differenzirend. Die Beobachtung des Processes ist aller­dings dadurch erschwert, daß die hieroglyphische Literatur, an einen alten, den sogenanntenheiligen Dialect" gebunden, die neben ihr fortschreitende Differenzirung der Volkssprache verhältnißmäßig wenig in sich auszunehmen vermochte. Aber die Totalsumme der geschehenen Veränderungen steht im Koptischen in beredter Klarheit und Schärfe vor uns. Die Kopten, wie die Aegypter bald nach Annahme des Christenthums genannt wurden, gaben mit der alten Religion auch die Schriftsprache des ehemaligen Priesterthums auf, und übersetzten die Bibel in die Volkssprache des Landes. Und siehe! die Volkssprache war wesentlich eine andere geworden, als die alte, aus der Ur­zeit überlieferte uud so lange ehrerbietig gewahrte Sprache der Wissenschaft und Religion. Eine Unzahl von Homonymen und Synonymen waren ver­schwunden. Die Homonymen waren entweder mit Stumps und Stiel uuter- gegangen, oder, wo die Wurzeln lebendig blieben, hatten sie meist unter­schiedliche, lautlich gesonderte Triebe erzeugt. Die Syuonymen waren ebenso sehr zusammengeschmolzen durch den Untergang einer ungeheueren Zahl von Worten, als durch die Verengeruug des Begriffs in den erhaltenen. Um sich die ganze Größe der Revolution vorzustellen, vergleiche man in Bezug auf die Homonymie die vielen, für hieroglyphisches /sr obangeführten Bedeutungen: Umstürzen, Niederschlagen, angenehm, Opfer­stier, Myrrhe, Begräbnis;, also, Processionsbarke, schreien, Feind, Bösewicht, mit den wenigen, aus welche sich koptisches '/er zu beschränken hat: heraus­schlagen, Herauswersen, zerstören. Betreffs der Synonymen-Verringerung stelle man zusammen die Schaar der 37 obgenannten hieroglyphischen Worte für Schneiden: ase/, än, ton, tont, kenn, tonä, ätn, tem, tour, temn, intos, sich sät, sota, sst, nosp, poüt, pe/, bo/n, bobi, sun, ns, nsü, nst, tos, /ab,